Alternativen zu Whatsapp

Klassengruppe = Whatsapp?

Viele Schulklassen kommunizieren in einer Klassengruppe bei Whatsapp. Nicht selten sind auch Lehrerinnen und Lehrer Mitglieder – oft auf Wunsch der Schüler. Allerdings gibt es hier bei vielen Bedenken. Nicht jeder möchte ausgerechnet Whatsapp in der Kommunikation mit Schülern nutzen.

Whatsapp ist derzeit, was die Nutzerzahlen angeht, ohne ernstzunehmende Konkurrenz. Doch spätestens seit der Übernahme durch Facebook bestehen Bedenken, was die Verwertung der Datenmassen durch den Betreiber angeht. Die Nutzungsbedingungen und Datenschutzhinweise sind nur in englischer Sprache verfügbar und regelmäßig beklagen sich Datenschützer über Sicherheitsmängel – was viele Lehrerinnen und Lehrer davon abhält, sich mit den Schulklassen zu vernetzen. Oft wird darauf verwiesen, dass Schulen eigentlich gar keine amerikanischen Dienste mit Servern außerhalb der EU nutzen dürften. Gleichzeitig ist vielen aber klar, dass Jugendliche derzeit über keinen anderen Weg so einfach zu erreichen sind wie per Whatsapp. Wir wollen an dieser Stelle nicht auf die Problematik eingehen, dass das Lehrer/Schüler Verhältnis auch online gewahrt werden muss, sondern lediglich auf die Problematik des Datenschutzes bei Whatsapp eingehen.

Schulserver als Alternative?

iServ oder Logineo – um nur zwei zu nennen – könnten Schulklassen Alternativen zu Facebook und Whatsapp bieten. Hier bekommen Schulen auf den Schulalltag zugeschnittene Systeme, in denen eine Kommunikation professionell ermöglicht werden soll. Allerdings fehlt allen diesen Systemen eine zeitgemäße bzw. konkurrenzfähige Smartphoneanbindung. Für das in NRW in den Startlöchern stehende Logineo NRW ist eine App derzeit nicht in Planung. Etliche Schulen, die iServ nutzen, beschreiben, dass die Klassengruppe dennoch unumgänglich erscheint – auch wenn iServ eine App anbietet. Ein vergleichbarer Gruppenchat wie bei Whatsapp fehlt, sodass viele Klassen neben der Nutzung von iServ zusätzlich eine Whatsapp-Klassengruppe unterhalten. Aber muss es ein Klassenchat bei Whatsapp sein?

Alternativen zu Whatsapp: bspw. Viber?

Ein interessanter Gedanke könnte sein, mit den Schülern einen Messenger zu wählen, bei dem der Datenschutz ernster genommen wird als bei Whatsapp. So könnte also in einer entsprechenden Gruppe über diesen Messenger gechattet werden. Viele Jugendliche nutzen ohnehin mehrere Messenger gleichzeitig.

Doch ist die Konkurrenz gerade was den Datenschutz betrifft nicht unbedingt besser. Hier wäre beispielsweise das von vielen Jugendlichen genutzte Viber zu nennen. Viber bietet schon seit einigen Jahren die Möglichkeit der kostenlosen Telefonie an. Diese Funktion ist erst später bei Whatsapp eingefügt worden, sodass sich für viele Nutzer Viber als Alternative zu Skype etablieren konnte. Obwohl Viber zwar relativ verbreitet ist, kann es nicht ernsthaft als Alternative gelten, da der Datenschutz hier aus Sicht verschiedener Experten noch schlechter ist als bei Whatsapp.

Nutzername statt Handynummer: Kik

Ebenfalls relativ verbreitet ist Kik. Ein Hauptunterschied zu vielen anderen Messengern ist, dass die Anmeldung hier mit einem Benutzernamen erfolgt und nicht, wie bei Whatsapp und anderen, mit der Handynummer. So kann ein Lehrer einen speziellen Nutzernamen für die Kommunikation mit der Klasse einrichten, der nichts mit seiner privaten Handynummer zu tun hat. Ein Dienstsmartphone ist somit nicht zwangsläufig notwendig, wenn die private Handynummer nicht in Schülerhand gelangen soll. Neben Datenschutzproblemen – vergleichbar mit denen von Viber - hat Kik aber zudem aus Sicht des Jugendschutzes den großen Nachteil, dass hier öffentliche Gruppen existieren. Über diese kann ein Jugendlicher mit anderen Nutzern in Kontakt kommen, die sich aufgrund der Anonymität des Nutzernamens entsprechend freizügiger verhalten. Die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) hat Kik deshalb mit einer Freigabe ab 12 Jahren belegt. Whatsapp, Viber und andere sind freigegeben ab Null Jahren.

Nicht viel besser als Whatsapp: Telegram

Telegram wirbt mit einem sehr hohen Standard an Datenschutz und Privatsphäre. Profitiert hat vor allem dieser Messenger vom Kauf von Whatsapp durch Facebook, als viele nach Alternativen suchten. Insgesamt sind Funktionsumfang und Nutzung weitgehend vergleichbar mit Whatsapp. Kritik am Datenschutz gab es allerdings auch bei Telegram. So bemängelte u.a. die Stiftung Warentest, dass Adressbuchdaten ungefragt übermittelt werden. Die AGBs sind ebenfalls nicht in deutscher Sprache zu finden. Nicht ganz geklärt ist, auf welchen Servern die Daten gespeichert werden. Vermutlich werden die Daten deutscher Nutzer auf einem Server in Europa gespeichert, was aber auch teilweise in Frage gestellt wird.

Auf Nummer sicher: Threema

Ein weiterer Messenger, der zumindest von vielen Erwachsenen als Alternative zu Whatsapp nach der Übernahme durch Facebook genutzt wird, ist Threema. Chatinhalte können hier komplett verschlüsselt übertragen werden und die Übertragung von Daten aus dem Adressbuch erfolgen nur mit Zustimmung des Nutzers. Generell erscheint Threema, das von der Schweizer Firma Threema GmbH angeboten wird, als beste Variante. Allerdings ist die Verbreitung bei Jugendlichen geringer, da sie im Gegensatz zu allen anderen Messengern bei der Installation Geld kostet (derzeit 2,49 EUR für Android Smartphones). Datenschutz gibt es offensichtlich – oder logischerweise - nicht umsonst. Als mittlerweile nicht mehr so gravierender Nachteil sei erwähnt, dass entweder ein iPhone oder Android 4.x als Betriebssystem benötigt wird. Es sind nur noch wenige Android 2.x Smartphones im Einsatz, dennoch muss geklärt werden, ob tatsächlich alle Schülerinnen und Schüler über ein entsprechendes Smartphone verfügen.

Fazit

Damit sich eine Klasse darauf einlässt, speziell für die Klassengruppe einen weiteren Messenger zu installieren, muss der Mehrwert dieser Gruppe sehr hoch sein – was definitiv nicht ausgeschlossen ist! Wenn allerdings in der Klassengruppe bei Threema nicht viel passiert, fliegt die App bei dem einen oder anderen Schülern schnell wieder raus. In der Regel haben die Klassen ohnehin zwei Gruppen: eine mit und eine ohne Lehrer. Die Gruppe ohne Lehrer wird vermutlich auch weiterhin eine Gruppe bei Whatsapp sein. Der Betreiber wird die Daten effektiv ohnehin bekommen.

Es bleibt zu hoffen, dass die Schulserver eines Tages auf dem aktuellen Stand der Technik sein werden und entsprechende Chatfunktionen nachrüsten.

Dieser Beitrag wurde am 04.12.2015 verfasst.



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