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Signal statt WhatsApp?

Immer wieder stand WhatsApp wegen des Umgangs mit den erhobenen Daten in der Kritik. Für viele Nutzerinnen und Nutzer war dies ein Anlass, Alternativen zu WhatsApp auszuprobieren. Aktuell sind es die neuen Nutzungsbedingungen, die zum Wechsel anregen.

Um es vorwegzunehmen: Im Prinzip sind die neuen Nutzungsbedingungen von WhatsApp, die aktuell für Aufregung sorgen, für die Nutzerinnen und Nutzer aus der europäischen Union eigentlich die Aufregung nicht wert. Die wesentlichen Änderungen betreffen „nur“ den Rest der Welt, da hier - vereinfacht formuliert - Datensätze von Instagram, WhatsApp und dem sozialen Netzwerk Facebook zukünftig enger verknüpft werden sollen. Dennoch haben sich viele Nutzerinnen und Nutzer in Deutschland mit der Diskussion um die Verwertung der erhobenen Daten grundsätzlich beschäftigt – was eigentlich auch ohne neue Nutzungsbedingungen sinnvoll und ratsam gewesen wäre. Letztendlich kommen immer mehr Menschen zum Ergebnis, dass sie dem Facebook-Konzern nicht mehr vertrauen oder vertrauen wollen.

Weg von WhatsApp?

Im Februar 2014 hat der Facebook-Konzern den Messenger WhatsApp übernommen, was manche Nutzerinnen und Nutzer dazu bewogen hat, WhatsApp zugunsten von anderen Messengern zu verlassen. Allerdings haben viele anschließend festgestellt, dass Threema oder Telegram keine praxistaugliche Alternativen sein können, da zu viele Kontakte ausschließlich über WhatsApp erreichbar sind. So kamen etliche zurück zu WhatsApp. Die unkomplizierte Kommunikation wird oft als wichtiger erachtet als der Datenschutz. Ähnlich passierte es 2016 aufgrund der neuen Allgemeinen Geschäftsbedingungen von WhatsApp und der Umsetzung der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) in Europa im Jahre 2018. Letztendlich sind viele, die WhatsApp nicht mehr nutzen wollten, zurückgekehrt. Schätzungsweise zwei Milliarden Menschen nutzen WhatsApp derzeit. Telegram (500 Millionen Accounts, davon acht Millionen in Deutschland) und Threema (acht Millionen) sind natürlich nicht völlig irrelevant, können aber kaum als „echte“ Alternativen mithalten, wenn es um die Anzahl der Kontakte im persönlichen Umfeld geht. Außerdem besteht immer das Problem, dass bspw. Facebook oder andere Online-Giganten die Dienste Telegram oder Threema aufkaufen könnten und das Spiel von vorne beginnt - zumal Telegram zurzeit dem Konzern Telegram FZ-LLCgehört. Dessen des Entwicklerteams befindet sich nach Eigenangaben in Dubai. Auf deren Webseite wird aber kein Impressum angegeben.

„Echte“ Alternative Signal

Waren es in der Vergangenheit vor allem Telegram und Threema, die von der Sensibilisierung profitieren konnten, ist es jetzt der Messenger Signal, der durch die aktuelle Diskussion um WhatsApp in den Fokus rückt. Interessant an diesem Konkurrenten ist das völlig andere Geschäftsmodell. So steckt hinter dem Projekt kein profitorientiertes Unternehmen, sondern eine gemeinnützige Stiftung. Private Spender ermöglichen so eine kostenlose Nutzung, die nicht unter dem Verdacht stehen muss, dass die erhobenen Daten entgegen den Interessen der Nutzerinnen und Nutzer zu Geld zu gemacht werden. Auch eine Übernahme bspw. durch Facebook scheint hier unrealistischer als bei anderen Anbietern.

Leider kommen verschiedene Experten zu dem Ergebnis, dass Schulen in der Kommunikation mit Eltern und Schulklassen den Dienst nach Einschätzung nicht verwenden dürfen. Ein in der DGSVO vorgeschriebener Vertrag zur Auftragsverarbeitung wird von Signal nicht zur Verfügung gestellt. Signal selber schreibt auf seiner Homepage, dass der Dienst „extra darauf ausgelegt [ist,] die Privatsphäre seiner Nutzer zu schützen und nutzt deswegen nur die nötigsten Informationen, um unseren Dienst zur Verfügung zu stellen.“ Allerdings können der offene Quellcode und die hohen Sicherheitsstandards in der Verschlüsselung als vorbildlich gelten und gerade für eine private Nutzung als klarer Vorteil gegenüber anderen Diensten gelten.

Wird Signal das neue WhatsApp?

Im Dezember 2020 waren es laut Schätzungen rund 20 Millionen Menschen, die Signal nutzten. Anfang des Jahres 2021 kamen über sieben Millionen Accounts hinzu. Ein so deutlicher Anstieg der Neuinstallationen kann vielleicht doch als ein Zeichen interpretiert werden, dass sich hier ein nicht unerheblicher Teil der Nutzerinnen und Nutzer zugunsten des Datenschutzes umorientiert. Vermutlich werden allerdings nicht alle automatisch WhatsApp deinstallieren, sondern mindestens diese beiden Messenger parallel verwenden.

In der Geschichte wäre es nicht das erste Mal, dass ein gemeinnütziges Projekt das Internet verändert. So hat das Programm Firefox letztendlich neue Standards gesetzt, wie ein Browser funktionieren kann. Natürlich wäre auch ohne Wikipedia, das aktuell seinen 20 Geburtstag feiert, das heutige Internet nicht das, was wir tagtäglich nutzen. Vor diesem Hintergrund lassen die Zahlen hoffen, dass auch im Bereich der Kommunikation gemeinnützige Institutionen den gewerblichen Anbietern Paroli bieten können. Selbst, wenn nicht alle von WhatsApp zu Signal wechseln, kann es vielleicht zu einem Umdenken bei Facebook führen, die Datenschutz-Bedürfnisse der Nutzerinnen und Nutzer ernster zu nehmen. Schließlich sah sich auch Microsoft gezwungen, den Browser Internet-Explorer zu optimieren, als Firefox den Browser-Markt eroberte …

Dieser Beitrag wurde am 02.02.2021 verfasst.



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