Eltern bei Whatsapp

„Erst meckern und dann selber suchten“

In den letzten Jahren entstand immer der Eindruck, dass die Faszination des Smartphones bis hin zu exzessiver Nutzung eher ein Problem von Kindern und Jugendlichen sei. Mittlerweile zeichnet sich ein anderen Bild ab: Kinder und Jugendliche waren vielleicht einfach unserer Zeit voraus.

„Fast alle Konflikte, die ich mit meinem Sohn habe, haben mit seinen Computerspielen zu tun“, „Am meisten stört mich das permanente Vibrieren des Smartphones meiner Tochter beim Abendessen“ oder „die schlechten Noten in der Schule sind bei der exzessiven Mediennutzung kein Wunder“ sind Aussagen, die wir in den letzten Jahren immer von Teilnehmern verschiedener Elternveranstaltungen hören konnten. Es schien eindeutig: exzessiver Medienkonsum mit entsprechenden negativen Folgen auf den Alltag scheint ein Problem zu sein, dass mit dem Lebensabschnitt Jugend zu tun haben muss.

Jetzt scheint sich das eventuell als ein Trugschluss zu erweisen. „Seit meine Mutter Whatsapp hat, chattet sie auch immer beim Essen“, „Mein Vater sagt immer ‚gleich‘, wenn ich ihn brauche. Und dann sitzt er immer noch total lange am Computer“ oder „meine Eltern posten immer voll die peinlichen Bilder von meiner kleinen Schwester bei Facebook“ sind Aussagen, die wir jetzt von Schülerinnen und Schülern in den Klassenworkshops zu hören bekommen.

„Wer kein Smartphone hat, kann gar nicht wissen, wie wichtig Whatsapp ist“

Wie dieser Wandel zu interpretieren oder zu beurteilen ist, ist eine spannende Diskussion – vor allem aus der Perspektive von Schülerinnen und Schülern. „Wer kein Smartphone hat, kann gar nicht wissen, wie wichtig Whatsapp ist“, lautet eine Erklärung eines Schülers, die den Schluss zulässt, dass sich der Blickwinkel auf die Nutzung von Whatsapp anderer verändern muss, wenn jemand selber plötzlich auch Whatsapp hat. Kinder und Jugendliche sind aufgrund von Neugierde und Unbekümmertheit generell gegenüber Neuem aufgeschlossener als Erwachsene - das ist sicher kein neues Phänomen. Vielleicht hat die Generation der jetzt zwölf bis 18 jährigen der Elterngeneration einen Vorsprung von fünf Jahren was die Nutzung des Smartphones angeht – Ausnahmen mit eingeschlossen.

Gerade soziale Netzwerke oder Messenger wie Whatsapp leben davon, mit wem der Nutzer vernetzt ist. Eine Schülerin brachte den Mehrwert der Vernetzung der Mutter auf den Punkt: „Mich hat genervt, als meine Mutter Whatsapp neu hatte. Da kannte sie fast nur mich und hat mir dauernd was geschrieben. Jetzt haben ihre Freunde auch Whatsapp, jetzt schreibt sie dauern mit denen.“ Laut verschiedenen Studien ist die Elterngeneration seit wenigen Jahren die Personengruppe mit dem größten Zuwachs bei den Nutzerzahlen. Von daher ist logisch, dass diese Generation jetzt den Reiz sozialer Netzwerke nachvollziehen kann.

Verzerrtes Bild von vernünftiger Mediennutzung?

„Erst meckern und dann selber suchten“ lautete das Resümee eines Neuntklässlers, wenn es um die Bewertung der Nutzung der Kinder und das eigene Verhalten der Eltern geht. Das ist sicher sehr provozierend formuliert, aber vielleicht doch nicht völlig abwegig. Haben viele Eltern aus Unkenntnis heraus das Verhalten problematisiert? Sind „Offliner“ zu streng mit denen, die moderner Kommunikation offener gegenüber stehen?

Die große Chance liegt sicher darin, dass Eltern und Kinder sich heute vielleicht viel näher sein können als noch vor fünf Jahren. Vielleicht ist so eine viel authentischere Diskussionen möglich, wenn auch das Kind sich über die Eltern beschweren darf, wenn der Blick von Vater und Mutter bspw. im Gespräch permanent auf das Smartphonedisplay wandert. Vor allem können Eltern endlich wieder das sein, was sie in den letzten 20 Jahren bspw. bei der Nutzung von „alten“ Medien wie der Fernseher waren: Vorbilder!

Dieser Beitrag wurde am 27.06.2015 verfasst.



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