Transkript:
Moritz: Sammeln wir doch einfach mal alle Argumente für ein Verbot der Nutzung von Smartphones an den weiterführenden Schulen.
Moritz: Am Montag, dem 7. April 2025 heißen wir alle Hörerinnen und Hörer herzlich willkommen zu einer neuen Folge von "Was mit Medienerziehung?", dem Podcast von smiley e.V., dem Verein zur Förderung der Medienkompetenz. Wir, das sind Moritz Becker, also ich und mein lieber Kollege Ralf Willius.
Ralf: Hallo, auch von mir. Wir besuchen Schulklassen führen Fortbildungen für Eltern und Fachkräfte durch und haben die Möglichkeit, einzelne Themen aus dem pädagogischen Alltag in diesem Podcast, der von Aktion Mensch gefördert wird, zu besprechen.
Moritz: Und dazu sitzen wir alle 14 Tage in meiner Küche zusammen und tauschen uns aus. Lieber Ralf, möchtest du noch einen Kaffee?
Ralf: Danke, ich habe noch. Gibt es Rückmeldungen zur letzten Folge, die wir besprechen sollten, Moritz?
Moritz: Sowohl für die letzte als auch die vorletzte Folge haben sich Hörerinnen und Hörer dafür bedankt, zum Beispiel für die kritische Aufklärung im Hinblick auf den TikTok Shop. Also habe ich mich gefreut. Einfach nur Danke.
Ralf: Okay, und heute beschäftigen wir uns mit dem Smartphone Nutzungsverbot an Schulen.
Moritz: Genau. Wir haben es beim letzten Mal schon angekündigt. Heute wollen wir uns ausschließlich um Argumente für ein Smartphone Nutzungsverbot an Schulen kümmern. Und in der nächsten Folge wollen wir dann Argumente gegen ein entsprechendes Verbot sammeln.
Ralf: Ja, und Hintergrund ist, dass wir uns ehrlich gesagt nicht zutrauen, das alles in einer Folge zu schaffen.
Moritz: Ich möchte vielleicht, bevor wir jetzt ins Thema einsteigen, einmal ganz kurz darstellen, warum wir uns mit dieser Thematik auseinandersetzen.
Ralf: Okay.
Moritz: In den Medien wurde es in den letzten Tagen oder Wochen so dargestellt, dass in Hessen zukünftig die private Smartphonenutzung für Schülerinnen und Schüler an den Schulen verboten sein soll. Das klingt erst mal sehr drastisch und ist vermutlich auch deshalb medial so präsent gewesen. Letztendlich geht es aber darum, dass die Nutzung von mobilen Endgeräten im Schulgebäude oder auf dem Schulgelände grundsätzlich unzulässig sein soll, die Geräte aber trotzdem mitgeführt werden dürfen. Die weiterführenden Schulen können Ausnahmeregelungen zur privaten Nutzung in definierten Bereichen zulassen. Das ist etwas, was ich an vielen Schulen in den letzten Jahren auch schon so erlebt habe, also wesentlich weniger spektakulär, als es verkürzt in den Medien oder Schlagzeilen dann so diskutiert wurde. Für Grundschulen ist der Gesetzentwurf aber schon eine Zäsur. Hier soll es dann keine Ausnahmen geben und ich habe bei allen anderen Bundesländern bzw. den zuständigen Ministerien nachgefragt, welche Regelungen dort geplant sind. Einige Bundesländer arbeiten an entsprechenden Regeln, die den Umgang mit privaten digitalen Geräten möglichst einheitlich gestalten sollen. Und dabei wird unterschiedlich auf die Situation während des Unterrichts und generell im Schulgebäude eingegangen. Ich interpretiere manche Formulierungen so, dass die Landesregierung mal mehr oder weniger Druck auf die Schulen ausüben wollen, dass dort verlässliche Regeln geschaffen werden sollen. Und dabei ist zum Teil die Rede von Empfehlungen seitens der Ministerien, dass beispielsweise in Grundschulen die Nutzung von Handys und Smartwatches auf dem Schulgelände grundsätzlich nicht erlaubt sein sollen. In Nordrhein-Westfalen beispielsweise sollen die Schulen eine eigene altersgerechte Regelung für die private Handynutzung in der Schulordnung aufnehmen. Sachsen bezieht sich auf die GMK, die Gesellschaft für Medienpädagogik und Kommunikationskultur e.V., da sind wir auch Mitglied und möchte nicht auf starre Vorgaben setzen, sondern die Kompetenzentwicklung unterstützen. Die Einschränkung der Nutzung soll hier von der Schulkonferenz, die in Sachsen aus Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften und Eltern besteht, vor Ort bestimmt werden. Und die Relevanz der Beteiligung der Schülerinnen und Schüler sowie Eltern wurde mir auch von Rheinland-Pfalz beschrieben. Niedersachsen setzt auch mehr oder weniger auf die Eigenverantwortung der Schulen. Hier heißt es unsere Lehrkräfte und Schulleitungen sind Pädagogen und können gut abschätzen, was für ihre Schule das Richtige ist.
Ralf: Das glaube ich auch.
Moritz: Gleichzeitig sei es aber so, dass sich einige Schulen hier mehr Klarheit und Handlungssicherheit wünschen. Bezogen auf die Grundschule wird deshalb empfohlen, auf private digitale Endgeräte im Schulalltag zu verzichten. Das, was jetzt in Hessen eingeführt werden soll, gilt nach meiner Interpretation mehr oder weniger schon jetzt in Bayern. In Grundschulen ist die private Nutzung ausgeschlossen. Die weiterführenden Schulen können entsprechende Regelungen entwickeln, die in einzelnen Zonen auf dem Schulgelände eine Nutzung ermöglichen. Hamburg stellt heraus, dass die Akzeptanz von Eltern und Schülerinnen und Schülern entscheidend ist und sie somit an den Regelungen vor Ort beteiligt werden müssen, was dann auch so eine gewisse Individualität vor Ort erforderlich macht.
Ralf: Das kann sein, ja.
Moritz: Alles in allem würde ich sagen, dass in allen Landesregierungen eine gewisse Einigkeit herrscht, dass an Grundschulen die Nutzung sehr eingeschränkt werden muss bzw. seitens der Landesregierung flächendeckend verboten wird. Die weiterführenden Schulen haben unterschiedlich viel Spielraum, sodass mein Vorschlag ist, dass wir in unserer Diskussion in dieser Folge ausschließlich die weiterführenden Schulen besprechen. Sammeln wir doch einfach mal alle Argumente für ein Verbot der Nutzung von Smartphones an den weiterführenden Schulen. Welche Argumente fallen dir da ein?
Ralf: Also auf jeden Fall weniger Missbrauch des Smartphones, sage ich mal.
Moritz: Und Missbrauch ist für dich jetzt beispielsweise das heimliche Filmen in Unterrichtssituation oder auf Schultoiletten.
Ralf: Ich glaube nicht, dass man das zu 100 % vermeiden kann, dass solche Dinge passieren. Denn ein Schüler oder eine Schülerin, wenn die das Ziel haben, jemanden bloßzustellen oder fertig zu machen, dann werden solche Dinge auch mit Smartphone Nutzungsverbot passieren.
Moritz: Ja, es ist ja jetzt auch nicht so, dass es im Moment erlaubt ist, heimlich auf der Schultoilette zu filmen oder so.
Ralf: Genau. Ich glaube allerdings, dass es Situationen gibt, in denen eine Schülerin oder ein Schüler spontan zum Handy greift und sich sagt: Das filmt mich jetzt mal, weil mein Lehrer gerade so albern, so lächerlich ist oder ich mich über ihn ärgere, oder so.
Moritz: Okay, also keine wirklich geplante kriminelle Tat, das klingt jetzt so krass, aber es ist ja eigentlich, sondern eher eine Persönlichkeitsrechtsverletzung im Affekt.
Ralf: Genau und ich glaube jetzt nicht, dass es so sein würde, dass solche Übergriffe dann gar nicht mehr gäbe. Aber zumindest kann ich mir vorstellen, dass weniger in dem Bereich passieren würde.
Moritz: Ich glaube, auch, wenn sich einzelne Schülerinnen und Schüler vornehmen, ganz gezielt jemand fertig zu machen, dann werden sie das Handy Nutzungsverbot entsprechend unterlaufen. Aber so etwas wie, ich sage mal: Gelegenheit macht Diebe. So im Sinne von Guck mal, jetzt, wo ich mein Handy sowieso schon gerade in der Hand habe, dann mache ich mal eben noch ein lustiges Foto von meinem Mitschüler oder Mitschülerin. Das würde dann, glaube ich, tatsächlich seltener passieren.
Ralf: Und die meisten wirklich brutalen Attacken, gerade wenn wir über Cybermobbing reden, finden nach meinem Eindruck auch außerhalb der Schulzeiten nachmittags statt. Hier würde ich da wahrscheinlich auch keine große Veränderung erwarten.
Moritz: Das ist ja das, was uns in Schulklassen eigentlich auch immer berichtet wird, dass vor der Schule und nach der Schule viel im Klassenchat los ist, sowohl im Positiven als auch im Negativen. Und während der Schulzeit braucht man eigentlich gar keine digitalen Räume, auch um sich gegenseitig zu schikanieren, weil man das im Prinzip ja dann offline genauso hinbekommt. Aber auch hier wird es wahrscheinlich schwieriger. Also von daher glaube ich schon, dass das einen Einfluss hat, Material so in Anführungsstrichen zu erstellen, um dann beispielsweise Collagen oder so was mit Fotos, die man in der Schule macht, dann zu erstellen, um die Menschen dann im Nachmittags im Internet bloßzustellen.
Ralf: Da würde ich jetzt hier noch mal auf die Podcastfolge verweisen zum Thema Konflikte mit WhatsApp oder in WhatsAppchats.
Moritz: Das war im letzten Herbst.
Ralf: Ja, ich glaube laut meiner schlauen Liste, die ich habe, ist es die Folge vom 4. November 2024.
Moritz: Ein Problem, vor dem zurzeit viele Schulen stehen, ist, dass es TikTok Challenges gibt, wo man aufgefordert wird, die Schultoiletten zu verwüsten. Und das Ganze wird dann gefilmt und unter dem entsprechenden Hashtag veröffentlicht. Und hier muss man auch wieder sagen, also Vandalismus ist auch jetzt sowieso schon verboten, aber eine geringere Verbreitung von Smartphones in den Pausen wird unter Umständen dann auch hier den Effekt haben, dass es vielleicht nicht mehr ganz so viele Fälle dieser Art dann so gibt.
Ralf: Eines der ganz entscheidenden Argumente zumindest aus meiner Sicht ist, dass es ohne Smartphones viel, viel weniger Störungen im Unterricht gibt.
Moritz: Das wäre dann ein neues Thema.
Ralf: Ja und sich Schülerinnen und Schüler viel besser konzentrieren können, weil sie nicht permanent vom Smartphone sich ablenken lassen.
Moritz: Das wird zumindest auch immer so als ganz wichtiges Argument genannt.
Ralf: Wieso, würdest du da widersprechen?
Moritz: Nein, ich würde da nicht widersprechen. Ich hatte vor ein paar Wochen mit Lehrkräften genau über diesen Punkt diskutiert. Meine Aufgabe war eigentlich so eine kleine Lenkungsgruppe, die besteht aus drei Lehrkräften, glaube ich, waren es zu beraten, die gerade dabei sind, einen Entwurf für eine Überarbeitung der Schulordnung zu entwickeln. Und da ging es unter anderem auch um eine Einschränkung der Smartphonenutzung.
Ralf: Okay und was haben die Lehrkräfte in dem Punkt gesagt?
Moritz: Ja, genau das war das Interessante. Das, was Sie beschrieben haben, ist, dass in deren Unterricht die privaten Smartphones eigentlich gar nicht stören würden, also im Unterricht. Den Anwesenden ging es ausschließlich um die Pause, wo einzelne Schülerinnen und Schüler sich mit dem Handy beschäftigen.
Ralf: Ach so, und im Unterricht ist das Smartphone da gar kein Thema.
Moritz: Also zumindest nicht bei diesen Lehrkräften. Und das war für mich dann eine sehr interessante Diskussion, weil das, was da beschrieben wurde, ist, dass sie im Prinzip gesagt haben, das sind Störungen also, die dann in dem Fall durch das Smartphone stattfinden. Aber es sind letztendlich einfach nur Störungen, die den Unterricht stören.
Ralf: Ja.
Moritz: Ja, aber viel mehr ist es nicht. Also, das Smartphone lenkt ab. Manche Schülerinnen und Schüler spielen während des Unterrichts meinetwegen Brawl Stars und stören damit andere in der Klasse, die das mitkriegen. Und die Lehrkräfte, mit denen ich da gearbeitet habe, verstehen ihre Aufgabe als Lehrkräfte in solchen Situationen dann einfach mit dem damit umzugehen, was es ist, mit einer Störung, also beispielsweise in der Form, dass sie die Klasse bitten, während des Unterrichts meinetwegen keine Smartphones zu benutzen und auf diese Art und Weise auch andere nicht zu stören.
Ralf: Ich weiß nicht genau, worauf du hinaus willst. Das ist doch im Prinzip eigentlich ein Smartphone Verbot, das während des Unterrichts gilt.
Moritz: Genau das ist der Punkt, dass die Lehrkräfte, mit denen ich da gearbeitet habe, die beschreiben mir, dass sie in der Lage sind, diese Regel durchzusetzen. Und jetzt gibt es immer mal wieder Störungen durch die Schülerinnen und Schüler, die sich nicht an die Regeln halten wollen. Aber die Lehrkräfte halten es nicht für notwendig, dass darüber hinaus jetzt in der Schulordnung das Smartphone generell verboten werden muss, weil die Lehrkräfte fühlten sich jetzt so in meiner Wahrnehmung imstande, die Diskussion mit der Klasse dann selber zu führen, bis man die Smartphonenutzung dann mit der Klasse individuellen Griff bekommen hat. Oder dass die Störung des Smartphones als ich meine Störung gab es schon immer.
Ralf: Und dass einzelne Schülerinnen und Schüler ich sage mal Zwischenrufen im Unterricht oder.
Moritz: Ja oder dass Briefchen herumgegeben werden oder Papierkügelchen verschossen werden. Die ganze Palette gab es schon immer.
Ralf: Ja gut, aber das, was die jetzt gesagt haben, gilt, glaube ich, nicht für alle Lehrkräfte.
Moritz: Klar, es gibt Lehrkräfte, denen es wesentlich schwerer fällt, sich zum Teil in vielleicht auch sehr anspruchsvollen Schulklassen.
Ralf: Oh ja.
Moritz: Oh, ja?
Ralf: Na ja, ich glaube, dass wir nach wie vor einige Klassengemeinschaften haben, die, ich sage mal, ein sehr problematisches Sozialverhalten an den Tag legen.
Moritz: Ja klar, in Form des Sozialverhaltens.
Ralf: Ja, ja klar. Was vielleicht auch alles noch Spätfolgen der Schulschließungen während der Coronakrise sein können in der jetzigen, sechsten und siebten Klassen. Da sind Schülerinnen und Schüler, die einen Großteil der Grundschulzeit, das dürfen wir nicht vergessen, nicht normal im Klassenraum, in Kleingruppen gelernt haben und auf diese Art und Weise auch gar nicht gemeinsam aufeinander Rücksicht nehmen lernen konnten.
Moritz: Ich glaube, denen fehlt immer noch was. Das denke ich auch.
Ralf: Genau. Und diese Klassengemeinschaft äußert sich dann heute, na ja, ich sage mal, wie hast du's vorhin genannt? Durch sehr anspruchsvolle Klassen.
Moritz: Ja oder Schwierig? Schwierig. Und Lehrkräfte sind unterschiedlich gut ausgebildet, was den Umgang mit genau diesen anspruchsvollen Klassen angeht. Manche Lehrkräfte strahlen vielleicht eine Autorität aus, die dazu führt, dass die Klassen sich meinetwegen einfach an alle Regeln und somit auch die Regel, Handys im Unterricht nicht zu benutzen, halten. Also ich will das jetzt, das klingt jetzt ein bisschen doof. Ich will jetzt nicht sagen, dass Lehrkräfte, bei denen das nicht so ohne Weiteres funktioniert, schlechtere Lehrkräfte sind.
Ralf: Nein.
Moritz: Na ja, ich meine, es gibt Klassen, die viel mehr sozialpädagogisches "Know-how" erfordern, was nicht zwangsläufig zur Ausbildung der Lehrkräfte gehörte, zu der Zeit, als sie ausgebildet wurden. Und ich glaube, dass da ein ganz klares Argument für ein generelles Smartphone Nutzungsverbot ist, dass es gerade diese Lehrkräfte enorm entlastet. Den, das klingt jetzt so doof, aber denen das pädagogische Handwerkszeug in diesen schwierigen Situationen vielleicht fehlt.
Ralf: Ja, aber was macht das denn für einen Unterschied, ob jetzt die Regel, ob ich die Regel durchsetzen muss, die ich selber aufgestellt habe, oder ob die Regel von der Schulleitung aufgestellt wurde.
Moritz: Weil es zu einer ganz anderen Verfügbarkeit der Smartphones führt? Also wenn es den ganzen Tag über ein Smartphone Nutzungsverbot in der Schule gibt mit dem Betreten der Schule, dann müssen je nach Modell die Schülerinnen und Schüler ihr Smartphone dann abgeben. Oder das können irgendwelche Safes sein oder so, keine Ahnung. Zumindest tragen sie die Smartphones nicht mit sich herum und haben sie dann auf diese Art und Weise auch während der Unterrichtszeit nicht eingeschaltet, in der Hosentasche oder im Ranzen. Und auf diese Weise verwenden Sie das Handy dann weniger, wenn der Unterricht jetzt als langweilig empfunden wird, also dann ist das einfach weniger realistisch. So als wenn das Handy halt einfach wenn es weg. Also verstehst du, wie ich es meine?
Ralf: Ja. Da gibt es ja unterschiedliche Möglichkeiten, auch das Smartphone den ganzen Tag über aufzubewahren. Ob sie Safes sind oder.
Moritz: Genau das macht das Unterrichten dann einfacher. Also du stehst als Lehrkraft nicht permanent in der ständigen Konkurrenz zum Smartphone.
Ralf: Was dann vor allen Dingen auch noch mal viel einfacher ist, wenn du damit Schülerinnen und Schülern zu tun hast, die sich, ich sage mal, nicht so sehr für den Unterrichtsstoff interessieren.
Moritz: Ja klar, das denke ich auch. Also ich erlebe manche Schülerinnen und Schüler, für die ist die Schulpflicht tatsächlich einfach eine Anwesenheitspflicht. Also sie interessieren sich für das, was da im Unterricht passiert, eigentlich so gar nicht. Und für die ist die Versuchung, das Handy auszupacken, dann viel, viel größer als bei den Schülerinnen und Schülern, die von sich aus grundsätzlich lernen wollen. Und die gibt es ja auch. Also das ist ja Quatsch. Also na klar, einige wollen ja.
Ralf: Ja klar, aber auch diese Schülerinnen und Schüler werden ja entlastet, wenn sie sich nicht die ganze Zeit zwischen Smartphone und Unterricht entscheiden müssen.
Moritz: Ja, ich habe mit einigen Kids gesprochen, bei denen in der Schule das Smartphone verboten ist. Und die haben das gar nicht als so negativ bewertet.
Ralf: Sondern?
Moritz: Na ja. Die beschreiben, dass es halt einfacher ist, wenn das Handy einfach gar nicht da ist. Dann kommst du nicht auf die Idee, das Handy herauszuholen. Auf diese Weise kannst du dich besser auf den Unterricht konzentrieren.
Ralf: Das werden aber nicht alle so sehen, glaube ich.
Moritz: Nein, bestimmt nicht. Aber ganz besonders die Schülerinnen und Schüler, die lernen wollen oder die wissen, dass es beim nächsten Zeugnis oder was auch immer um was geht. Die leiden unter der eigenen Unkonzentriertheit, wenn sie gegen ihren Willen ständig das Handy benutzen.
Ralf: Ja, aber die Schülerinnen und Schüler benutzen doch die Handys nicht gegen ihren Willen, Moritz.
Moritz: Doch, im Endeffekt schon. Das gilt vielleicht sogar noch mehr für die Pause als für den Unterricht. Also ich habe von Schülerinnen und Schülern gehört, die es total nervt, dass in der Pause andere irgendwas mit ihren Handys machen. Und wenn alle irgendwas mit ihren Handys machen und du stehst da ganz alleine herum, ja, was willst du dann machen?
Ralf: Was willst du da machen?
Moritz: Ja, dann würde ich wahrscheinlich auch mein Handy herausholen, weil es total langweilig ist, zwischen lauter Handyjunkies auf dem Schulhof herumzustehen. Aber eigentlich ist der Wunsch mancher Kinder, in der Pause vielleicht mit anderen zu reden, zu spielen, Tischtennis, was weiß ich, was der Schulhof dann so zu bieten hat.
Ralf: Dann liegt in dieser ich sag jetzt mal Bevormundung eigentlich was?
Moritz: Ja, ja, es ist eine Bevormundung.
Ralf: Aber es liegt was Positives drin, aus Sicht der Schülerinnen und Schüler.
Moritz: Ich glaube schon. Also es gibt sicherlich Schülerin oder Schüler, die so viel Einfluss auf so eine Gruppe haben, dass sie sagen können so, Alter, jetzt packt mal Handys weg. Das betrifft aber nicht alle.
Ralf: Okay, also ich versuche jetzt erst mal kurz zu strukturieren. Wir haben schon so viel Datenschutz oder Persönlichkeitsrechtsverletzung durch nicht ganz so vielleicht verfügbare Handykameras werden gegebenenfalls weniger.
Moritz: Ja.
Ralf: Ein weiteres klares Argument ist. Ich sage mal, dass manche Lehrkräfte in schwierigen Situationen mit Schülerinnen und Schülern entlastet werden, weil sie sich nicht auch noch mit negativen Regelverstößen durch Smartphones auseinandersetzen.
Moritz: Genau.
Ralf: Ein drittes Argument ist, dass es Schülerinnen und Schüler entlastet, indem sie sich nicht entscheiden müssen. Hole ich jetzt das Handy raus oder nicht? Und es so leichter verhält es sich ja, auf den Unterricht einzulassen, bedingungslos und nicht zwischendurch zu gucken.
Moritz: Was eigentlich zwar eine Einschränkung der Freiheit ist, aber manche Schülerinnen und Schüler tatsächlich, wie du sagst, entlastet.
Ralf: Vielleicht ist dann noch ein viertes Argument, dass es keine, ich sage mal so gruppendynamische Prozesse beispielsweise in der Pause gibt, die dazu führen, dass sogar Kinder, die eigentlich sich viel lieber bewegen wollen würden, Fußball spielen oder sonst was, am Ende etwas mit den Smartphones machen, weil die Gruppe das entsprechend so vorgibt.
Moritz: Was auch wieder eine Entlastung für Schülerinnen und Schüler ist.
Ralf: Also haben wir schon vier Argumente.
Moritz: Also ja, also ich erlebe im Moment viele Lehrkräfte wirklich als gefordert und manche dabei auch überfordert. Mir fallen dann noch mehr Punkte ein, weshalb Lehrerinnen oder Lehrer oder vielleicht auch der ganze Schulbetrieb heute unter hohem Druck steht. Also in vielen Klassen hast du Kinder, das kennst du aus den Workshops auch, die annähernd kein Deutsch sprechen oder nur sehr wenig verstehen. Und das macht das Unterrichten an vielen Stellen auch wieder anspruchsvoller. Dazu kommt ein Fachkräftemangel, ja auch eine höhere Belastung von den Lehrkräften, die dann einiges ausgleichen müssen. Dazu kommt noch der ganze Krankenstand oder der Unterrichtsausfall. Also so viel Unterricht wie ausfällt in dem Ausmaß hätte man sich vor zehn Jahren nicht vorstellen können.
Ralf: Nein, überhaupt nicht. Und ich glaube auch, dass Inklusion an vielen Stellen noch nicht so richtig funktioniert. Also haben wir manche Lehrkräfte, die verunsichert oder manchmal auch frustriert sind, wenn da auch keine Fortbildungsangebote da sind.
Moritz: Ja, und das ist auch ein wichtiger Punkt. Die ganze Problematik der Digitalisierung, also der Umgang mit künstlicher Intelligenz. Ist es sinnvoll, wenn Schülerinnen und Schüler mit ChatGBT arbeiten oder ist es zeitgemäß, wenn man das nicht macht? Also all diese Sachen.
Ralf: Und auch hier gibt es ja nicht die Fortbildung, die sich so manche Lehrkräfte wünschen würden.
Moritz: Genau. Dazu kommt, dass die Smartphonenutzung eine weitere Herausforderung ist, dies auch in dem Ausmaß vor zehn Jahren nicht gegeben hat. Und ich glaube das du kannst ja jetzt schlecht den Fachkräftemangel verbieten. Wäre zwar geil, aber geht nicht. Oder du kannst auch jetzt die Digitalisierung der Gesellschaft nicht rückgängig machen oder sagen: ey bitte erst Digitalisierung, wenn Schule die Kapazitäten und Konzepte hat, um die Kinder darauf vorzubereiten. Aber die Smartphones aus dem Schulalltag zu verbannen, das ist eine Maßnahme, die im Endeffekt noch nicht mal Geld kostet. Also, es ist eine Entlastung. Ich finde es durchaus.
Ralf: Allerdings muss doch auch irgendjemand den Schülerinnen und Schülern hier, ich sage mal, einen vernünftigen Umgang beibringen, wie man das mal zu benutzen hat.
Moritz: Ja, aber lass uns das bitte sauber trennen und in der nächsten Folge dann Argumente gegen ein Smartphone Nutzungsverbot sammeln.
Ralf: Klar, das würde wie gesagt ja auch den Zeitrahmen komplett sprengen.
Moritz: Genau. Aber es fällt schwer. Ja, so, das nächste Argument, was ich anführen möchte, ist, dass du als Lehrkraft nicht die ganze Zeit die Sorge haben musst, dass Aufgaben zum Beispiel durch Chat oder sonst was gelöst werden, die eigentlich gerade ohne digitale Unterstützung bearbeitet werden soll.
Ralf: Das heißt, so eine Art digitaler Spickzettel?
Moritz: Genau. Du möchtest unter Umständen in einer Gruppenarbeit fördern, dass eine Gruppe gemeinsam eine Lösung für eine Fragestellung erarbeitet. Und da ist die Verfügbarkeit von ChatGPT dann eine ziemlich große Versuchung für einzelne Schülerinnen und Schüler. Ich sage mal so ein bisschen abzukürzen, was dann auch wieder den Lernerfolg der ganzen Gruppe schmälert. Und auch sonst bekommst du als Lehrkraft nicht immer mit, was die da unterm Tisch da mit ihren Handys so machen.
Ralf: Würdest du sagen, dass die Abwesenheit von Smartphones im Schulalltag Familien auch entlasten würden, die sich vielleicht aus finanziellen Gründen auch so teure Smartphones nicht leisten können.
Moritz: Im Sinne von Statussymbolen? Die Überlegung geht dann so in die Richtung, wie beispielsweise das Einführen von Schuluniformen, die auch dazu führt, dass manche Familien entlastet werden, dass man keine teuren Klamotten oder Accessoires als Statussymbole anschaffen muss.
Ralf: Smartphones sind Statussymbole. Auf jeden Fall.
Moritz: Ja, zum einen, weil die Geräte entsprechend teuer sind, aber auch die virtuelle Ausstattung, beispielsweise in Form von irgendwelchen Skins in irgendwelchen Spielen spielt dabei eine Rolle. Oder wenn du in der Pause permanent auf dem Bildschirm von anderen siehst, dass sie irgendwelche Level erreicht haben, wo du noch lange nicht bist oder dass sie irgendwelche In-App-Käufe getätigt haben, die du dir vielleicht auch nicht leisten kannst, dann entsteht unter Umständen ein gewisser Gruppendruck.
Ralf: Oder vielleicht auch mehr Zeit zu investieren in Smartphonespiele zum Beispiel, um entsprechend weit voranzukommen, weil scheinbar alle anderen mehr Zeit investieren als du.
Moritz: Aber ich frage mich. Hm. Also ich frage mich, ob das nicht in der Freizeit dann sowieso der Fall ist.
Ralf: Das, was der Fall ist?
Moritz: Also wirst du nicht unter Umständen in der Umkleidekabine, beim Sport, im außerschulischen Bereich genauso mit den teuren Smartphones konfrontiert? Oder ist auf einem Kindergeburtstag nicht genauso Thema, welche teuren In-App-Käufe man gerade getätigt hat oder welcher Level erforderlich ist, um als cool zu gelten?
Ralf: Ich meine ja auch nicht, dass dieses Statussymbol dann gar nicht mehr im Alltag von Kindern und Jugendlichen stattfindet, sondern weniger. Genau.
Moritz: Okay, dann würde ich sagen ja.
Ralf: Okay. Verschiedene Studien können belegen, dass die Abwesenheit von Smartphones im Schulalltag definitiv zu besseren Leistungen bei Schülerinnen und Schülern führt.
Moritz: Ja, ich habe dir zur Vorbereitung den Global Education Monitoring Report geschickt von 2023.
Ralf: Unter anderem beziehe ich mich darauf. Aber du musst den Hörern doch nicht verraten, dass du mir das geschickt hast.
Moritz: Ich glaube auch nicht, dass du es komplett gelesen hast.
Ralf: Ey, das ist auf Englisch.
Moritz: Ich habe es jetzt ehrlich gesagt auch nicht komplett gelesen, aber zumindest ist das Ergebnis, dass tatsächlich ein Smartphone Nutzungsverbot, die ja ganz verkürzt, die soziale Interaktion, aber auch die Konzentrationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler fördert, was sich dann wieder in besseren Lernergebnissen wohl statistisch widerspiegelt.
Ralf: Ja, das hatte ich schon gesagt.
Moritz: Und da frage ich mich immer: Liegt es daran, dass Kinder oder Jugendliche keine Smartphones in der Schule haben? Oder daran, dass sie die Pausen beispielsweise zur Entschleunigung nutzen können, indem sie sich bewegen? Oder mit anderen Schülerinnen und Schülern in der direkten Kommunikation kommunizieren.
Ralf: Das wäre dann doch aber ein Argument gegen Smartphone.
Moritz: Ja und nein. Also ein Argument gegen Smartphones wäre es, wenn es zwangsläufig so ist, dass ein Mensch mit einem Smartphone in der Hosentasche nicht mit anderen Menschen face to face kommunizieren kann oder das Smartphone in der Hosentasche einen Menschen pauschal dazu zwingt, meinetwegen Bewegung oder Sport abzulehnen. Und das meine ich jetzt nicht, weil man Angst hat, beim Fußballspielen irgendwie zu fallen und das Handy dabei kaputtgeht oder so.
Ralf: Das heißt, aber ein Smartphone Nutzungsverbot macht es Kindern unter Umständen leichter, sich auf Bewegung oder auch eine Diskussion mit anderen Schülerinnen und Schülern einzulassen.
Moritz: Genau das denke ich genau. Aber ich glaube, dass es trotzdem auch möglich ist. Freiwillig, also, ohne dass mir jemand verbietet, mein Handy zu benutzen, mit anderen Menschen face to face zu kommunizieren oder mich zu bewegen. Und hier, glaube ich, sind Schulen schon alleine vom Gebäude her sehr unterschiedlich aufgestellt. Es gibt Schulen, in denen es einfach total wenig Möglichkeiten gibt, die Pause irgendwie individuell zu gestalten.
Ralf: Wir sind ja regelmäßig an Schulen und erleben da so einiges. Wir haben Schulen, in denen Container wegen Raummangel aufgestellt werden und da steht der ganze Schulhof voll. Es gibt Gebäude, die eigentlich eher einer Großbaustelle ähneln als wirklich einem Schulgebäude, sage ich mal.
Moritz: In dem man sich gerne aufhält.
Ralf: Ja, eben nicht genau.
Moritz: Und ich glaube, dass je schlechter der Zustand des Schulgebäudes oder je langweiliger der Schulhof, desto notwendiger ist es, das Smartphone als Alternative zu verbieten. Und das ist durchaus auch ein legitimes Argument für ein Smartphone Nutzungsverbot.
Ralf: Nochmal was anderes. Du hattest nebenbei vorhin in einem Satz Entschleunigung genannt.
Moritz: Vorhin, als wir über die Funktion der Pause gesprochen haben.
Ralf: Ja, ich glaube, dass ein ganz wichtiges Argument ist, dass die Smartphonenutzung während der Pause unter Umständen, ich sage mal, alles andere als entschleunigend oder entspannend wirkt.
Moritz: Ja, stell dir vor, du spielst in der Pause ein Strategiespiel, was Reaktionsvermögen und strategisches Denken erfordert. Dann bleibt dein Gehirn zwangsläufig aktiv und hat keine Möglichkeit, sich zu entspannen. So sage ich mal. Eventuell ist es sogar so, dass die Unterrichtsstunde nach der Pause gebraucht wird, um dann dein Gehirn zu entspannen nach der Pause. Und ich kann mir wirklich vorstellen, dass es für. Also es gibt Schülerinnen und Schüler, für die ist die Pause effektiv anstrengender als der Unterricht. Und das meine ich jetzt nicht in Folge von so körperlichen Anstrengungen. Wenn die in der Pause da meinetwegen Fußball spielen oder so, das so klischeehaft wie immer mit unserem Fußball in der Pause. Aber egal. Das ist zwar auch körperlich anstrengend, aber ich glaube, dass es trotzdem so etwas gibt wie so eine mentale Erholung beim Fußballspielen von mir aus. Und du schaltest durch diese Bewegung dann auch vom schulischen Stress ab.
Ralf: Ja, ich gehe auch davon aus, dass das Spielen eines Smartphonespiels dazu führt, dass du vom Schulstress abschalten kannst.
Moritz: Die Konzentration wird eine andere sein als bei einem Bewegungsspiel.
Ralf: Hm.
Moritz: Ich kann mir vorstellen, dass es Schülerinnen und Schüler gibt, für die das Abschalten beispielsweise in so einem Smartphone Spiel noch eine ganz andere Funktion hat, über die wir noch gar nicht gesprochen haben. Also es gibt Kinder, die sich vielleicht in ihrer Klasse gar nicht so wirklich wohlfühlen. Also vielleicht Kinder, die in der fünften Klasse nicht mit den Kindern in einer Klasse sind, mit denen sie gerne in einer Klasse wären oder wo alte Freundinnen und Freunde aus der Grundschulzeit vielleicht sogar auf eine andere Schule gekommen sind als man selber. Und du findest dich jetzt irgendwie nicht so richtig in deiner neuen Klasse gut aufgehoben und fühlst dich vielleicht auch ja wirklich permanent alleine. Und jetzt hast du vielleicht die Möglichkeit, in der großen Pause online mit genau diesen Freundinnen und Freunden zu spielen, die dir offline fehlen. Und dann fühlst du dich in der Pause auf einmal gar nicht mehr so alleine, sondern hast in der Pause den interaktiven Austausch mit den Menschen, die dir vielleicht viel wichtiger sind als die ganzen anderen Nasen da auf dem Schulhof.
Ralf: Ja klar. Und ein solches Kind wird sich wahrscheinlich dann viel weniger in eine neue Gruppe integrieren, wenn es die Möglichkeit hat, in der Pause online zusammen mit anderen Zeit zu verbringen.
Moritz: Ich kann mir vorstellen, dass es solche Effekte gibt. Also das klingt zwar ein bisschen brutal, aber wenn ein Kind in der großen Pause irgendwann merkt, ohne andere, ist die Pause langweilig. Und deshalb mache ich mich jetzt auf den Weg und spreche andere an und frage, ob ich mitspielen darf. Dann führt die Abwesenheit des Smartphones am Ende zu mehr Integration.
Ralf: Ja, beziehungsweise andersrum. Das Smartphone führt da zu einer gewissen Isolation.
Moritz: Zumindest von außen betrachtet. Ja, also das Kind, das online bei seinen Freundinnen und Freunden in der großen Pause ist, fühlt sich nicht isoliert. Dieses Kind fühlt sich eher isoliert, wenn das Smartphone fehlt.
Ralf: Stimmt, das ist ein Unterschied.
Moritz: Und ich glaube, dass es für ein solches Kind eine sehr große Leistung wäre zu sagen Ich werde jetzt mein Handy trotzdem nicht benutzen, obwohl ich weiß, dass es mir viel besser geht, wenn ich bei den anderen online dabei bin.
Ralf: Und dann wäre da ja eigentlich meinetwegen ein flächendeckendes, in ganzen Bundesland geltendes Handyverbot sehr hilfreich.
Moritz: Warum?
Ralf: Ja, weil du nur dann in der großen Pause mit deinen Freundinnen und Freunden chatten kannst oder spielen kannst, wenn die ihr Smartphone auf deren Schulhof nutzen können.
Moritz: Ja, aber es gibt auch immer Kinder, die krank sind oder nicht so viele. Vielleicht hast du recht.
Ralf: Du störst dich an diesem Gedanken. Also auf Landesebene Smartphone Nutzungsverbote zu erlassen?
Moritz: Nein, es geht mir dabei gar nicht so sehr um die, sagen wir mal Landesebene oder wer da was verbietet oder so. Mir fällt es sehr schwer, ausschließlich diesen ganzen Herausforderungen mit Verboten begegnen zu wollen. Und das ist auch etwas, was wahrscheinlich niemand will. Der Eindruck entsteht jetzt natürlich, wenn wir nur Argumente für Verbote sammeln und deshalb lass uns das einfach jetzt so stehen lassen. Ich freue mich wirklich riesig auf die nächste Folge, wo wir dann Argumente sammeln, die gegen entsprechende strenge Regeln sind oder für ein vielleicht Kompetenzerwerb machen oder wie auch immer man das nennt. Das aber dann tatsächlich in der nächsten Folge.
Ralf: Gibt es dann noch mehr zu besprechen.
Moritz: In dieser Folge?
Ralf: Ja.
Moritz: Die polizeiliche Kriminalitätsstatistik für das Jahr 2024 ist veröffentlicht worden und demnach gab es 3457 Fälle von Cyber-Grooming und somit erheblich mehr als 2023, als es 2580 Fälle waren. Jetzt sagt die PKS lediglich etwas darüber aus, was angezeigt wurde, aber nicht, wie viele Fälle es tatsächlich gegeben hat. Das sogenannte Dunkelfeld in diesem Bereich wird viel größer sein.
Ralf: Ja, das glaube ich auch. Auf jeden Fall. Ich gehe davon aus, dass viele Schülerinnen und Schüler sich auch gar nicht trauen. Ich sage mal so aus Scham, überhaupt Anzeige zu erstatten.
Moritz: Was glaube ich auch mit zu dieser perfiden Situation des Cyber-Grooming gehört, dass da unter Umständen auch die Täter Druck ausüben, indem sie sagen, wenn du jetzt zu deinen Eltern gehst oder zur Polizei, dann machst du es nur noch schlimmer.
Ralf: Aber man kann die Zahlen ja auch so interpretieren, dass genau das passiert, dass Leute anzeigen, also dass sie sich trauen jetzt.
Moritz: Das war auch mein Gedanke. Das könnte durchaus sein, dass es nicht mehr Fälle gibt, aber mehr Fälle zur Anzeige gebracht werden. Und das ist eine positive Entwicklung.
Ralf: Ja, das hoffen wir jetzt einfach mal und mit Blick auf die Uhr zum Schluss.
Moritz: Genau. Die Folge zum weiter hören würde ich sagen, ist die nächste Folge.
Ralf: Die nächste Folge?
Moritz: Ja, also die Folge den Argumenten gegen ein Smartphone Nutzungsverbot an Schulen.
Ralf: Ja, aber die haben wir noch gar nicht aufgenommen, die kommt ja erst noch.
Moritz: Das ist egal. Trotzdem würde ich empfehlen, genau diese Folge weiter zu hören.
Ralf: Finde ich jetzt nicht so richtig logisch.
Moritz: Aber was wäre denn logisch? Also das einzig logische nach dieser Folge ist doch die Folge zu hören, in der die Argumente gegen ein Smartphone Nutzungsverbot.
Ralf: Aber es ist noch gar nicht hochgeladen. Also die gibt es noch nicht.
Moritz: Ja, weiß ich, aber da kann ich jetzt leider keine Rücksicht darauf nehmen. Also irgendwann gibt es sie ja.
Ralf: Gut, dann lassen wir das jetzt einfach mal so stehen.
Moritz: Genau. Muss man halt mal ein bisschen warten.
Ralf: Gut, und wer das vielleicht trotzdem seltsam findet-
Moritz: Das ist nicht seltsam.
Ralf: -kann das ja als Rückmeldung geben an podcast@smiley-ev.de. Oder wo sind wir jetzt?
Moritz: Wir sind bei Mastodon, bei Blue Sky, nach wie vor bei Facebook und Instagram. Und wenn es noch mehr Plattformen gibt, wo wir hingehören, dann werden wir da wahrscheinlich auch irgendwann zu finden sein. Und überall darüber kann man uns ein Feedback geben oder auch als Kommentar bei Spotify.
Ralf: Dann sagen wir Tschüss bis zum nächsten Medienerziehung. Montag, der 21. April.
Moritz: Das ist Medienerziehungs-Ostermontag übrigens.
Ralf: Stimmt. Machen wir das dann?
Moritz: Ja, klar. Montag ist Montag.
Ralf: Alles klar.
Moritz: Bis dahin.
Ralf: Tschüss.
Moritz: Ich finde, das sind sehr viele. Auf jeden Fall überzeugende Argumente.
Ralf: Auch wenn es mir schwergefallen ist, das Pro da nicht mit reinzunehmen, ist es trotzdem wichtig, das so konsequent zu trennen.
Moritz: Und ich freue mich total auf die nächste Folge. Ich glaube nicht. Also mir. An ganz vielen Stellen habe ich gedacht, so alles, was so dafür spricht, kann man indirekt eigentlich auch sagen, aber das ist auch das Gegenteil. Von daher.
Ralf: Ich bin hin und hergerissen.
Moritz: Es wird. Es bleibt spannend.
Ralf: Auf jeden Fall.
Moritz: Mach's gut.