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Folge 28: Was ist eigentlich BeReal?

In der 28. Folge beschäftigen sich Moritz Becker und Ralf Willius umfangreich mit BeReal, einer Social-Media-App, bei der auf den ersten Blick alles anders ist als bei Instagram, Snapchat oder Facebook. Außerdem diskutieren sie über das neue deutsche Schulbarometer und freuen sich über eine gelungene Elternveranstaltung.

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Intro: Sobald Mama und Papa die App "BeReal" benutzen, wird sie langweilig!

Ralf: Hallo und herzlich willkommen zu "Was mit Medienerziehung", dem Podcast von smiley e.V. Mein Name ist Ralf Willius.

Moritz: Mein Name ist Moritz Becker. In diesem Podcast wollen wir unsere Gedanken und Ideen, die entstehen in der Arbeit mit Schulklassen zum Thema Mediennutzung, in der Diskussion mit Eltern, im Rahmen von Elternveranstaltungen zu dieser Thematik oder auch in Fachkräftefortbildungen deutschlandweit, so ein wenig reflektieren und beschreiben und dabei vielleicht die eine oder andere Idee entwickeln, die dann unseren zuhören und zuhören zu Hause mit den eigenen Kindern oder in der täglichen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen helfen können.

Ralf: Heute ist Freitag, der 13. Oktober 2023, und dies ist unsere 28. Folge - oder die erste.

Moritz: Stimmt? Oder die erste, je nachdem, wie man’s nimmt.

Ralf: Dazu später mehr. Was gibt es neues, Moritz?

Moritz: Ich wollte dir ganz kurz erzählen: letzte Woche war ich in Heppenheim.

Ralf: Das ist in Hessen irgendwo?

Moritz: Ja, zwischen Darmstadt und Mannheim, und ich habe eine Elternveranstaltung gemacht, die auf den ersten Blick eigentlich war, wie viele andere auch. Was mir ganz besonders gefallen hat an dieser Veranstaltung oder was sie auch besonders gemacht hat, ist dass in dem Fall nicht nur eine Schule eingeladen hat, sondern mehrere Schulen gemeinsam, also zwei weiterführende Schulen, Grundschulen und auch eben Förderschulen. Und du kennst das Problem, dass es oft für die Anfragen von Förderschulen sich dann auch aus finanziellen Gründen oft nicht lohnt, eine Elternveranstaltung mitzumachen, weil die Elternschaft teilweise dann doch relativ klein ist
oder schwer zu erreichen und man dann immer sagt, so drei Eltern, lohnt sich das irgendwie nicht.

Ralf: Und so werden die quasi mit eingeladen.

Moritz: Ja, genau also, die konnten dann mit dabei sein, und das hat mir einfach unglaublich gut gefallen, dass da dann tatsächlich eben wirklich von unterschiedlichsten Schulen unterschiedlichste Eltern anwesend waren, und da habe ich mir gedacht, das sollte man vielleicht in Zukunft öfter auch Schulen vorschlagen, dass man nicht jetzt drei Veranstaltungen macht, wo dann jeweils so 60 Leute kommen, sondern vielleicht wirklich eine, wo dann viele Eltern sind. Weil im Endeffekt macht es keinen so großen Unterschied, ob 60 oder 160 Eltern anwesend sind. Große inhaltliche Diskussion während des Vortrags führst du ab ner Gruppe von 60 Personen sowieso nicht, und von daher fand ich das toll, dass auf die Weise auch Eltern von kleinen Schulen daran teilnehmen konnten, die oft immer so ein bisschen durchrutschen. Also fand ich auf jeden Fall, das wollte ich dir erzählen, ja.

Ralf: Ja, super, aber es gibt noch was anderes, ganz wichtiges neues Moritz.

Moritz: Ja, du hast das ja eben schon angedeutet. Wir gehen in eine neue Staffel in unserem Podcast, und zwar, möchte ich sagen, in die professionelle. Also vielleicht kann man das hier noch mal sagen, dass wir bisher diesen Podcast immer so bei uns in der Küche aufgenommen haben, wenn irgendwie mal Zeit war.
Ralf: Also er so nebenbei tatsächlich.
Moritz: Eher nebenbei, und die Möglichkeit, die wir jetzt haben, ist, dass wir tatsächlich kontinuierlicher arbeiten, uns mehr Zeit einplanen können für Recherche und alles das, was für so ein Podcast außerhalb der Zeit, wo man vom Mikrofon sitzt, passieren muss, weil wir eine Förderung von Aktion Mensch bekommen haben.

Ralf: Jetzt können wir ja, ich sag mal, sehr verlässlich durch diese Förderung diesen Podcast weiterführen.

Moritz: Und eine ganz wichtige Änderung ist, dass es ab sofort diesen Podcast transkrrrr transkrrrr - transkribiert, also in schriftlicher Form gibt. Ja, die Idee dahinter ist, dass auch hörgeschädigte Eltern oder hörgeschädigte Fachkräfte von dem profitieren sollen, was wir hier machen, und deshalb wird es ab sofort auch die einzelnen Folgen immer auf unserer Internetseite in Textform geben, und ich bin gespannt, ob, wenn wir das transkribieren, ob dann mein Versprecher von eben da auch entsprechend transkribiert wird. Eigentlich müssten wir es machen.

Ralf: Oder wir schneiden ihn raus.

Moritz: Wir schneiden ihn raus, ganz klar.

Ralf: Na, wir müssen mal gucken, ob wir das jetzt, wie schnell das funktioniert.

Moritz: Auch wer das macht, wer das macht, ob du dich da hinsetzt und den ganzen Quatsch aufschreibst oder ich

Ralf: oder Jonas

Moritz: oder unser Kollege Jonas.

Ralf: Hast du ein Thema?

Moritz: Ja, natürlich habe ich ein Thema mitgebracht. Du weißt, du kennst es schon. Es gibt aber sofort eine neue Rubrik in unserem Podcast, und zwar die Rubrik "Was ist eigentlich"? Und dann kommt irgendwas. Also, was ist eigentlich ein Podcast wäre zum Beispiel eine solche Rubrik, und wir würden dann herausfinden, was ein Podcast ist. Das ist aber nicht unser Thema heute. Gebeten wurden wir von Eltern, einfach mal zu erzählen, was ist eigentlich BeReal, und das ist die erste Ausgabe von unserer neuen Rubrik "Was ist eigentlich"?"
Jingle: Was ist eigentlich BeReal?

Moritz: Um das herauszufinden, haben wir erst einmal Kinder und Jugendliche befragt.

O-Ton: BeReal ist eine App, was Jugendliche sehr oft benutzen, heutzutage.
O-Ton: Man macht halt von vorne ein Bild und dann halt von sich selber.
O-Ton: Kriegst du halt eine Benachrichtigung, wo halt steht, du hast zwei Minuten Zeit, um halt ein BeReal zu posten
O-Ton: BeReals macht man, wenn die BeReal-Time kommt, und dann, wenn man gerade Zeit hat, oder wenn man nicht zu tun hat, kann man halt ein BeReal von sich und seinen Freunden machen, und das ganz cool, wenn man dann sehen kann, was die anderen gerade so machen.
O-Ton: Ab und zu kommt halt auch mal BeReal-Time im Unterricht, und ja klar, es ist Unterricht
O-Ton: Wenn es abends kommt, so spät mal also und sich abgeschminkt hat, sagen wir mal so, das ist dann halt. Man macht auch oft aus Spaß das BeReal, nur damit man halt diese zwei Bonus BeReals hat, so es ist halt ein bisschen blöd für die Person.
O-Ton: Also ich, ich würde es nicht öfters in so peinlichen Situationen machen, wo ich jetzt wirklich echt echt schlecht aussehe,
O-Ton: Aber eigentlich egal, weil es geht ja nach einer Zeit weg.
O-Ton: Man kann man auch Freunde annehmen, die halt deine Bilder sehen dürfen
O-Ton: Also man muss nicht komplett alles zeigen, was man wirklich gerade macht, man kann auch zum Beispiel ein Bild nur vom Gesicht, und das andere kommt jetzt schwarz.
O-Ton: Ich mache mich dann nicht besonders fertig, weil ich ähnlich so gerne mein Gesicht zeige, weil ich irgendwie Angst davor habe, weil jemand es macht.
O-Ton: Man macht jetzt nicht immer was Besonderes, also man kann halt sehen, was deine Freunde zum Beispiel gerade in dem Zeitpunkt machen, ob die in der Schule sind oder ob die einen Film gucken oder ob sie glaubt, ein paar weg sind oder so. Das kann man man halt sehen.
O-Ton: Aber ich mache es auch wirklich oft, um Freunde zu stalken.
O-Ton: Man hat nichts zu tun und dann will und dann will man auch kein BeReal machen, und dann macht man es nicht oder geht irgendwo anders hin und macht dann von irgendwas, was sind spannender aussieht!
O-Ton: Damit man vielleicht damit manche denken, dass du was besonderes machst und nicht nur zu Hause rumliegst oder so.
O-Ton: Also ich finde das schön, auch mal rückzublicken auf BeReals, die man früher gemacht hat, zum Beispiel an einem Geburtstag.
O-Ton: Manchmal ist es auch so, wenn man jetzt ein BeReal macht, dass man vielleicht Freunde mit auf dem BeReal hat, die gar nicht mit drauf sein wollten, aber dass dann halt trotzdem postet.
O-Ton: Also seit manchmal auch ganz lustig. Wenn man mit Freunden lustige BeReals macht, dann kann man darüber auch immer wieder lachen, weil die ja in den Memories gespeichert werden.

Moritz: Okay, jetzt wissen wir Bescheid.

Ralf: Genau jetzt wissen ja alle was an.

Moritz: Jetzt müsstest du eigentlich sagen: "und sonst", und ich würde mir noch Quatsch ausdenken, und die Sendung ist zu Ende.

Ralf: Oder wir haben noch ein paar mehr Fakten.

Moritz: Ja, wir müssen ins Detail gehen. Auf jeden Fall fangen wir an mit so harten Fakten, und zwar BeReal ist gestartet im Jahre 2020, Mitte 2022 war in den Top 10 der Downloadcharts in den USA und Großbritannien und August 2022 Platz eins in Deutschland. Nach meinem Eindruck, ich weiß nicht, wie du das siehst, sind es nicht die Kleinen, die da aktiv sind. Mein Gefühl ist so, in den achten Klassen spielt BeReal dann schon eine Rolle. Ich glaube, am attraktivsten ist es dann aber eher so bei der Personengruppe, sagen wir mal so die 15 bis 20 Mitte Zwanzigjährigen.

Ralf: Ich habe am Wochenende eine Jugendleiterschulung gehabt, wo ganz viele Menschen so zwischen 18 und 25 waren, und die waren da relativ aktiv. Tatsächlich!

Moritz: Ja, BeReal ist ganz anders als andere Social MediaPlattformen. Was so ein bisschen der Gedanke dahinter ist, BeReal im Sinne von sei real, dass es sei wie du bist, ist so eine Gegenbewegung im Prinzip zu den Hochglanz Social Mediatools der letzten Jahre. Also, wenn man sich überlegt, auf welche Art und Weise sich die Menschen auf Instagram präsentieren, dann ist das immer alles so sehr mit Filtern optimiert. Du fotografierst, wenn du was Leckeres zu essen hast, und all solche Dinge, und das hat oft wenig Authentizität. Auch wenn Snapchat mit der Snapchat Story auch schon den Versuch unternommen hat, zu sagen, hier macht doch mal irgendwelche ganz privaten Bilder, die dann nach 24 Stunden wieder verschwinden, wo durchaus auch so ein bisschen, sagen wir mal, informelles dargestellt wurde, was man jetzt nicht für alle Zeiten im Internet von sich wissen möchte. Aber generell ist es doch eine sehr simulierte Wirklichkeit, wie sich Menschen dann so darstellen. Zumindest, würde ich sagen, ist das so mein Gefühl.

Ralf: Ja, und alleine dadurch, dass es bei BeReal auch gar keine Filter gibt, fällt da ja auch schon einiges weg, das, was bei Snapchat und TikTok ja standardmäßig schon eingestellt ist, weil das hat man bei nicht.

Moritz: Nee, genau, und du hast vor alle Dingen auch gar keine Zeit. Diese zwei Minuten werden für alle Menschen, die die App nutzen, gleichzeitig angeordnet. Das heißt, dann ist auf einmal bereit, meinetwegen um Viertel nach zehn oder so, und dann hast du zwei Minuten Zeit, ein Foto zu machen. Und wenn du das nicht machst in diesen zwei Minuten, sondern später, eine Stunde später oder so, dann ist das ein Late, dann ist es kein Real mehr, sondern ein Late.

Ralf: Dann kann man auch nicht weitere posten an dem Tag, kann man nur, wenn man just in Time ist, und in zwei Minuten sag ich mal, das reicht vielleicht für noch mal in Spiegel gucken und Haarekämmen, aber viel mehr passiert dann wahrscheinlich nicht.
Moritz: Ja, es ist tatsächlich sogar so, dass, wenn du jetzt ein Foto von dir machst und stellst fest "Oh, sieht nicht gut aus", du machst ein neues Foto. Dann wird angezeigt, wie viele Anläufe du gebraucht hast, um überzeugend real zu sein.

Ralf: Okay, das heißt, wenn da steht siebter Versuch, dann denken alle: Okay.

Moritz: Ja, und das führt dazu, dass, oder zumindest ist der Gedanke dahinter, dass ich auf die Weise viel eher so an einem ganz normalen Alltag anderer Menschen teilhaben kann, und das funktioniert insofern auch. Ich habe das ausprobiert und habe festgestellt, dass du wirklich ganz häufig Bilder siehst von Leuten, die in öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sind oder vor irgendwelchen Exceltabellen sitzen oder so, und der Effekt oder die Idee dahinter ist, dass es anders als bei Instagram oder Facebook oder so ist, dass du denkst, Mensch, alle sind im Urlaub, außer mir, stellst du fest, oh Geil, Guck mal, alle arbeiten - außer mir (lacht)!

Ralf: Ja, und das ist ja auch noch spannend, wurde ja eingangs auch bei den Schülerinnen und Schülern gesagt, dass halt beide Kameras auch benutzt werden. Das heißt, ich sehe nicht nur die schöne Welt vor mir, sondern halt auch dementsprechend ein Selfie.

Moritz: Gut, dass du sagst, weil das eigentlich Revolutionäre ist, eben genau dieser Effekt, dass diese Excel Tabelle, von der ich sprach, mit der Außenkamera aufgenommen wird. Genau das heißt, ich sehe, auf der einen Seite sehe ich mich, wie ich da irgendwie keine Ahnung, unrasiert mit T-Shirt im Homeoffice sitze, und auf der anderen Seite sehe ich die Tabelle, die ich bearbeite. Und das hat eine ganz andere Authentizität als der Moment, wo ich mich fotografiere, wenn ich irgendwie da am Strand spazieren gehe oder so. Und es ist ja manchmal so, dass wir in Norddeutschland Workshops in Schulklassen machen, und da gehen wir am Strand spazieren, und ich glaube, das eine oder andere Foto aus deiner Mittagspause, entsprechend inszeniert, sieht aus, als würdest du Urlaub machen. Aber wenn die BeReal-Zeit eben nicht in dem Moment ist, wo du da am Strand spazieren gehst, sondern wenn du in deinem Auto an einer roten Ampel stehst, dann musst du im Straßenverkehr ein BeReal machen

Ralf: Das darf man ja gar nicht, dann muss ich rechts ran fahren, zwei Minuten habe ich.

Moritz: Aber damit hast du, damit hast du tatsächlich, glaube ich, einen ganz, ganz wichtigen Punkt. Also, BeReal lebt vom jetzt, und du hast keine Zeit, dich zu inszenieren. Das heißt, wenn du jetzt im Auto sitzt , sagst, zwei Minuten habe ich, die hast du ja nicht auf der Autobahn. Also wenn du da mit 120 Lkw überholt, und dann in dem Moment musst du dich entscheiden. Entweder möchte ich jetzt real sein, und ich mache ein Foto - das war dann das letzte Foto vorm Auffahrunfall (lacht), oder ich verzichte darauf, real zu sein, mit den entsprechenden Nachteilen, die ich dadurch habe, und das ist, glaube ich, schon etwas, wo man ein Stück weit sich regulieren können muss. Zu sagen, nein, die Sicherheit im Straßenverkehr ist mir jetzt wichtiger. Ich verzichte auf das Real zugunsten von einem Late, weil mir das an dieser Stelle zu gefährlich ist.

Ralf: Ich könnte mir vorstellen, dass ein Seminar bei Herrn Becker unter Umständen schon nicht so einen Ausschlag Grund sein könnte. Im Sinne von Herr Becker können wir eine kurze Pause machen .

Moritz: Ich dachte, du meinst mich jetzt. Das heißt, ich mache eine Elternveranstaltung, da sitzt mir 160 Menschen gegenüber, und da muss ich ein Real machen von mir (lacht)

Moritz: Also, ich würde das jetzt nicht machen in so einer Elternveranstaltung. Aber lass uns da gleich noch mal auf diesen Punkt zurückkommen, wenn wir über Datenschutz sprechen, weil mein erster Instinkt war, oh, hier kommt mir das Recht am eigenen Bild von anderen Leuten verletze ich, wenn ich die da hochlade. Ich habe einen ganz anderen interessanten Punkt gefunden, da kommen wir gleich noch mal drauf zu sprechen.

Ralf: Hm!

Moritz: Hm!

Ralf: Okay, das heißt, wenn ich dann auch ein Real gemacht habe, kann ich dann deine Bilder sehen, und die kann ich dann ...

Moritz: Ja, genau also ein Gegenseitiges. Das heißt, wenn du kein Real machst, kannst du auch meine Reales nicht angucken. Du kannst die kommentieren, das heißt, man kann Bezug aufeinander nehmen ...

Ralf: Kannst ich sie weiterleiten?

Moritz: Das kannst du in der Form so nicht. Du kannst aber natürlich wie in allen Social Media A pps im Prinzip Screenshot machen oder auf unterschiedliche Art und Weise ein Abbild von dem, was die hoffen Bildschirm passiert. Und das heißt auch, wenn die Bilder ähnlich wie bei Snapchat dann also nach kurzer Zeit wieder verschwinden, kannst du sie natürlich trotzdem konservieren, und das wäre so ein Punkt, der ja unabhängig jetzt von dem Punkt, dass du da jetzt verleitet wirst, auf der Autobahn ein Bild zu machen, kann ich mir schon vorstellen, dass es Situationen gibt, in denen man denkt, jetzt ist hier gerade echt absolut ungünstig, ein Real zu machen, weil du keine Ahnung vielleicht - Mir fällt jetzt überhaupt nichts ein, was in deinem Alltag ein Problem sein könnte ...

Ralf: In meinem Alltag ein Problem? Ich sitze auf dem Klo.

Moritz: Ja, genau das könnte sein. Also ich weiß nicht, ob das ein Problem ist, wenn du auf dem Klo sitzt, aber es könnte mein Problem sein, wenn ich dich dabei angucken muss. Genau das heißt, unter Umständen würdest du dich niemals auf fotografieren, aber zugunsten eines Reals machst du es dann doch, und auf die Weise wirst du unter Umständen verleitet dann Dinge, die normalerweise, würdest du sagen, gebe ich, das würde ich nie machen, ich würde doch niemals mich im Badezimmer fotografieren oder so, und dann, das klingt jetzt, das sind ein bisschen sehr übertrieben, aber ich glaube, die Tendenz wird hoffentlich klar.

Ralf: Ja, zumal ich sage mal, das ist Vielleicht, auch noch ein Unterschied, wenn das jemand mit 18, 16 oder 20 macht, als wenn das jemand mit ein bisschen über 40 macht.

Moritz: Ja, oder mit zwölf? Ich glaube, das ist auch noch ein Punkt, dass je jünger du bist, desto eher bist du vielleicht auch verleitet, dann zugunsten von Anerkennung oder Aufmerksamkeit. Es gibt auch im Prinzip die Möglichkeit, mit zu reagieren. Das heißt durchaus auch, dass du etwas machst, wo du hoffst, dass möglichst viele Leute dann darauf reagieren, was dann auch wieder oft ein Widerspruch ist zu dem real sein. Also das, was ja auch schon anklang, vorhin in den Schülerstimmen, dass man dann möglich schnell real sein muss. Das musst du ganz schnell auf die Straße flitzen, was Attraktives machen und nicht schon wieder auf dem Bett liegen. Das fand ich sehr interessant, wie das da anklang, und ich habe da zum Thema Altersbeschränkungen, natürlich pflichtbewusst, wie ich bin, in die allgemeinen Geschäftsbedingungen beziehungsweise Nutzungsbedingungen reingeguckt. Was steht denn da also erst mal finde ich die sehr sympathisch, weil da steht folgendes: "Wenn du meinst, das alles zu lesen, ist schon schwer, dann stell dir mal vor, wie schwer es für uns war, das zu schreiben. Wir haben es trotzdem gemacht, und weil diese Bedingungen wichtig für uns und für dich sind. Bitte nimm dir also die Zeit, sie zu lesen" und so sympathisch habe ich das noch nie in allgemeinen Geschäftsbedingungen gelesen, und sie sind auch tatsächlich relativ kurz. Also, sie passen jetzt nicht ganz auf eine DIN A 4 Seite, würde ich sagen, aber sie sind tatsächlich relativ überschaubar geschrieben, und was für uns vielleicht interessant sein kann, ist, dass die Nutzungsbedingungen vorschreiben, dass man mindestens 13 Jahre alt sein muss, und ähnlich wie man das aus anderen Apps kennt, heißt es, wenn du in deinem Land noch nicht mündig bist, muss je nach Wohnort auch ein Elternteil oder Erziehungsberechtigte zustimmt, damit du unsere Dienste nutzen kannst, und das entspricht im Prinzip dann auch wieder dem Konstrukt der Datenschutzgrundverordnung.

Ralf: Ich habe mal bei Google Play beziehungsweise bei Apple geguckt. Dort haben wir USK bei Google zwölf, und bei Apple steht zwölf plus.

Moritz: Das heißt im Prinzip wie andere Social Mediatools auch.

Ralf: Ja, du hast gerade Datenschutzgrundverordnung erwähnt. Kannst du dazu noch was sagen?

Moritz: Da muss ich ganz echt sagen, ich hab mich gefreut auf diesen Punkt der Recherche, weil ungewöhnlicherweise steckt hinter BeReal ein französisches Unternehmen und das ist unüblich, weil die meisten Social Mediatools kommen, bis auf Aufnahme von TikTokfast alle aus den USA. Und dann habe ich gedacht, dann werden die wahrscheinlich der Datenschutzgrundverordnung entsprechen. Ganz so einfach ist es wohl nicht, weil wohl verschiedene Tracking Dienste im Hintergrund laufen. Ich habe das leider nicht so richtig verifizieren können. Ich hätte Lust, auch da den Betreiber mal anzuschreiben und zu fragen, wie es konkret aussieht, ob die dann doch auch wieder Daten abgreifen, die dann in anderen Ländern außerhalb der Europäischen Union, wo die Datenschutzgrundverordnung nicht gilt, abgelegt werden. Von daher ist so die einhellige Meinung, dass es da schon Einschränkungen gibt, und in einer Quelle habe ich gefunden, dass es gelungen ist in der iOS Variante, in der vermutlich auch, aber zumindest ist es da wohl etwas besser geschützt. Ist eine so sogenannte man in der Mittel Attacke erfolgreich gewesen? Das heißt, eine in der Mittel Attacke wäre, wenn du mir jetzt etwas schickst, dann ist das ja eine Kommunikation zwischen uns beiden. Das wäre jetzt im Sinne von BeReal, wäre das die Kommunikation zwischen dir und man in der, wäre dann quasi der Mensch in der Mitte, der versucht, die Daten abzugreifen, und das ist vor allen Dingen wohl ein Problem, wenn dann Daten unverschlüsselt übertragen werden, und ich gehe davon aus, dass es dann eben möglich sein kann, Fotos abzugreifen, und das ist natürlich nicht im Interesse des Betreibers. Also ich nehme an, dass die da möglichst schnell auch dann versuchen, solche Lücken auch immer zu schließen. Aber es ist ein Hinweis darauf, dass da zumindest wohl an manchen Stellen nicht sauber programmiert wurde, sodass ich also mehrere Daten oder mehrere Internetseiten von Datenschützern gefunden habe, die eher gewarnt haben vor der Nutzung von dass da dieser Datentransfer nicht ganz so sicher ist, wie er eigentlich sein sollte.

Ralf: Okay, das ist ja ein wichtiger Hinweis. Wie finanziert sich die App?

Moritz: Ja, auch das ist interessant. Sie verkaufen die Daten nicht in irgendeiner Form. Es gibt auch keine direkte Werbung in irgendeiner Form innerhalb der App, und das ist eigentlich gar nicht so unüblich. Also, das heißt, was man häufig hat, ist, dass es einfach große Investoren gibt, die in so eine App, in so ein Start-up investieren und sagen, hier habt ihr so und so viel Millionen Dollar oder was auch immer, macht mal, und das dann die App irgendwann so viele Nutzerinnen und Nutzer hat, dass es sich dann lohnt, die Idee eben nicht nur als Idee zu verkaufen, sondern auch mit entsprechender Community. Dass man eben sagen kann: wer diese App jetzt kauft für 20 Milliarden Dollar oder was auch immer, hat im Prinzip sofort die Möglichkeit, über Werbung oder Nutzungsgebühren oder so das wieder zu refinanzieren. Und da ist im Moment tatsächlich wohl Stand der Dinge, dass BeReal selber kein Geld verdient, unmittelbar mit den Daten der Nutzerinnen und Nutzer, sondern dass es wahrscheinlich eher darum geht, jetzt erst mal die Struktur zu schaffen, die Community aufzubauen, um dann am Ende um so mehr zu verdienen. Das ist aber eine Vermutung, im Moment verdienen die tatsächlich so gesehen nichts an dem, was sie da machen.

Ralf: Aber es ist davon auszugehen, dass irgendwann Werbung oder ähnliches gescheitert wird.

Moritz: Also zumindest sind alle anderen Beispielen irgendwann in dieser Form umgewandelt worden, also die Geschäftsmodelle, und ich glaube nicht, dass das ähnlich wie bei Signal beispielsweise auf so einer, sagen wir mal so einer gemeinnützigen Ebene oder so dann landet, sondern das wird wahrscheinlich dann irgendwann auch ganz klar mit Gewinnabsicht in irgendeiner Form monetarisiert werden.

Ralf: Wir hatten ja vorhin noch was zum Thema Datenschutz. Vielleicht haben wir da noch mal drauf.

Moritz: Wir haben ja eben gesponnen, dass ich jetzt bei einer Elternveranstaltung, wo 160 Leute sitzen, ein Real mache. Genau dann mache ich das Foto von dem Publikum, das da sitzt - wenn ich das dann machen würde - und lade das dann an real, also schicke es dann an real, und in den meisten Fällen, wenn das nicht entsprechend konfiguriert ist, im Smartphone, überträgst du auch Standortdaten. Und es ist durchaus möglich - ich sage nicht, dass die Betreiber das machen, aber es wäre ohne weiteres möglich - mit einer entsprechenden Software anschließend die Gesichter auszulesen, und es gibt unterschiedliche Gesichtserkennungsprogramme, die dann im Abgleich zu anderen Daten im Internet unter Umständen ermitteln können: wer sind denn diese Menschen hier im Publikum? Und das heißt also, ich würde im Prinzip dann, wenn ich ein Foto mache, bei einer Elternveranstaltung: Da sitzen mir 20 Leute gegenüber, ich lade das Bild hoch. Diese Bilderkennung Software hat dann anschließend die Möglichkeit rauszufinden, wer von diesen 20 Leuten kann jetzt mehr oder weniger identifiziert werden, und dazu von mir dann den Standort, meinetwegen Schule XY, und dazu noch die Uhrzeit. Und das heißt, auf die Weise muss man ganz klar sagen, verfüge ich oder ich entscheide über die Daten der Menschen, die dann da anwesend sind, und dazu bräuchte ich eigentlich deren Einverständnis? Das heißt, ich müsste fragen, ist es in Ordnung, dass ich jetzt übermittle, dass ihr hier seid, also beziehungsweise euer Gesicht ...

Ralf: Also nicht nur das Recht am eigenen Bild, das käme ja auch noch dazu, sondern auch...

Moritz: Ja, und das Recht am eigenen Bild ist, glaube ich, gar nicht so relevant, weil, soweit ich das beurteilen würde, soweit ich das beurteilen kann mit meinem Wald und Wiesen Gesetzesquatsch, den ich weiß, (lacht) Also ich veröffentliche dann ja nicht ein Bild irgendwie, was dann frei zugänglich ist. Das heißt also, das Recht am eigenen Bild finde ich hier gar nicht so relevant. Also kann durchaus auch sein. Also du kannst bei BeReal deinen Account auf privat stellen, dann sehen nur die Leute, mit denen du vernetzt bist, was du da machst, und das wäre dann nicht automatisch eine Veröffentlichung, wo dann Millionen Leute Zugriff haben. Aber theoretisch kannst du natürlich auch entsprechend offenen Account haben, wo dann vielleicht irgendwann auch jemand sagen könnte, das Recht am eigenen Bild ist betroffen. Aber viel interessanter finde ich wirklich, dass ich in dem Moment Daten liefere, die biometrischen Daten der Menschen, die mir da gegenübersitzen, mit Uhrzeit und Standort, und das ist streng genommen so nach Datenschutzgrundverordnung oder deutschem Recht auf informationelle Selbstbestimmung so ziemlich sicher nicht vereinbar.

Ralf: Das heißt, dass eigentlich jeder, der das tut, egal ob auf einer Veranstaltung, auf der Bühne oder halt auf dem Schulhof, in der Bahn, eigentlich das abfragen müsste, sobald die Gesichter zu erkennen sind.

Moritz: Ja, und es ist auch so, dass in den allgemeinen Geschäftsbedingungen steht, wo habe ich mir das hier? Ach ja: Du bist verantwortlich für die Inhalte, die du über unsere Dienste teilst, einschließlich der Sicherstellung, dass du das Recht hast, die Inhalte zu nutzen, und dass diese mit gesetzlichen Regeln, Vorschriften und Benutzervereinbarung übereinstimmen. Das heißt also, BeReal sichert sich da ein Stück weit ab und sagt: Leute, ihr dürft sowieso nur Bilder hochladen, die ihr verwenden dürft. Und das ist aber nicht genauer geklärt. Und das wäre jetzt so für mich auch so der erste Schluss, den ich für mich jetzt hier ziehen würde, dass Eltern oder Lehrerkräfte mit Kindern und Jugendlichen über diesen Punkt sprechen müssen. Auch wenn dir das völlig egal ist, dass jetzt meinetwegen ein französisches Unternehmen oder wer auch immer weiß, dass du zu diesem Zeitpunkt an dieser Stelle bist, kann es sein, dass unter den Leuten, die auf der anderen Seite der Kamera stehen oder sitzen, jemand dabei ist, der oder die das nicht ohne weiteres will, und dass man so vielleicht für ein bisschen Sensibilität sorgt und dass ich dann eben, wie ich das mache, natürlich, mein lieber Ralf, bei dieser Elternveranstaltung kein Real mache, sondern mich dazu entscheide, dann ein Late zu posten, wenn ich dann abends auf dem Parkplatz mein Auto belade oder so.

Ralf: Okay, das heißt, wir müssten also nicht nur mit Kindern, vielleicht auch grundsätzlich darüber reden, dass die Privatsphäre dann doch wichtiger sein sollte als das Real, weil du hast zum Beispiel von ExcelTabellen erwähnt. Es gibt.

Moritz: Es geht nicht um das Real, sondern um das Bedürfnis real zu sein. Also ich glaube das, dass man unter Umständen sagen muss, Verkehrssicherheit geht vor Real, also lieber ein Late posten als ein Unfall auf der Autobahn. Das gilt jetzt für uns Erwachsene, die Autofahren, dass wir uns auch übertragen aufdie Lebenswirklichkeit von Kindern und Jugendlichen, dass man sagt, der Straßenverkehr ist wichtiger als real zu sein. Und ich glaube auch zu sagen, dass so die Persönlichkeitsrechte der Menschen, die mir gegenübersitzen, eigentlich auch höher zu beurteilen sind, als real zu sein, und dann lieber Late oder zur Seite fotografieren oder so auf Kosten von Authentizität, dass das, glaube ich, das wäre so eine konstruktive Diskussion.

Ralf: Ja, nochmal zurück zur Exceltabelle, das heißt, in dem Moment, wo ich da quasi, muss ich auch abwägen, ob ich da unter Umständen Betriebsgeheimnisse stimmen, poste oder ein oder einfach anstelle der Fotos.

Moritz: Sitzt am Computer, schreibsteine private E-Mail an irgendwen, musst ein Real machen, und dann ist diese E-Mailist dann ja bei BeReal.

Ralf: Irgendwelche Zahlen, irgendwelche Adressen. Das würde ja auch auf einem Betriebsgelände unter Umständen problematisch sein.

Moritz: In irgend so einem Labor gar nicht Mensch, dann machst du ein Real irgendwie und im Hintergrund siehst du irgendwelche Orang-Utas oder so, die da was machen, was keiner wissen darf. Wobei, das wäre ja gut, wenn dann auf die Weise illegale Tierversuche aufgedeckt werden, weil Menschen, die in irgendwelchen...
Ralf: Du verrennst dich!

Moritz: Okay, ich fand es gerade einen schönen Gedanken.

Ralf: Ja, im Prinzip hast du Recht.

Moritz: Findest du in Ordnung, dass Tiere gequält werden, und möchtest du, dass das so ...

Ralf: Natürlich nicht Moritz, aber das ist eine sehr gestellte Situation, wobei sie ja im Prinzip richtig ist, also genau dass man in dem Moment einfach das Bedürfnis so groß ist oder man nicht drüber nachdenkt. Ich glaube, das ist genau...

Moritz: Ja, ich glaube, ja klar, es geht ja genau also. Das so, wie wir das gerade hatten, ist ja keine Kampagne, dass ich sage, ich werde jetzt also, wenn ich etwas gegen die Tierquälerei tun werde, dann wahrscheinlich nicht auf BeReal.

Ralf: Aber in dem Moment, wo man dann da Dinge postet, die anderen Leuten schaden, aus welchen Gründen auch immer. Also ich meine, es kann ja immer Leute geben, die aus gutem Grund, wo niemand wissen soll, dass sie bei einer Veranstaltung sind, dass sie gerade im Park sind.

Aber da sind wir auch hergekommen. Du hast ja genau das gesagt. Das heißt, Aufgabe von Lehrkräften, Fachkräften, aber auch Eltern muss es sein, genau das mit Kindern zu besprechen, sie dafür zu sensibilisieren. Was darf ich posten, was kann ich posten, welche Gedanken muss ich mir machen?

Moritz: Genau, was ich jetzt noch nicht so richtig für mich eine Antwort darauf gefunden habe, ist, wie man damit umgeht, dass jetzt meinetwegen die BeReal-Zeit ist, wenn die Familie gerade Abendbrot ist oder so. Also kann man sagen, Essen in der Familie geht vor BeReal? Also mein Gefühl sagt mir das irgendwie so. Mein Gefühl sagt mir so, ne, du kannst ja jetzt nicht hier jede Form von Geselligkeit unterbrechen, nur weil BeReal-Zeit ist. Da müsste man aber auch tatsächlich mit Kindern drüber sprechen. Welche Priorität hat BeReal dann eben bei gemeinsamen Unternehmungen, Spazierengehen, im Zoo sein, beim Abendessen, vorm Weihnachtsbaum beim Geschenke auspacken und so, weil es vielleicht Kindern auch unglaublich wichtig sein kann, sich dann bei BeReal zu profilieren und zu sagen, guck mal, was ich für eine tolle Familie habe. Wir haben den schönsten Weihnachtsbaum im ganzen Landkreis, und meine Eltern wollen nicht, dass ich real bin. Das finde ich schon etwas, worüber man sprechen sollte.

Ralf: Genau in dem Moment, wo man es erst mal grundsätzlich überhaupt thematisiert, ist man ja schon Schritt weiter, sag ich mal.

Moritz: Ja, ich merke gerade, ich bin auch schon ein Schritt weiter. Ich war in so einem Supermarkt. Der ganze Supermarkt war voll mit Weihnachtsdeko, und ich hab gedacht, meine lieben Leute, das ist dann noch nicht mal Oktober,

Ralf: Aber es ist Oktober!

Moritz: Stimmt, von daher, ich bin, ich bin schon so in diesem Weihnachtsfilm, so, Mann, Mann, Mann!

Ralf: Ich hab schon Lebkuchen gegessen.

Moritz: Hast du schon? Du bist deiner Zeit auch weit voraus.

Ralf: Hat sie mal mitgebracht beim Campen.

Moritz: Beim Campen? Auf dem Campingplatz hast du Lebkuchen ...

Ralf: War auch kalt

Moritz: Aber merkst du selber, also wenn du dann ein Real machst...

Ralf: Ich konnte nicht Nein sagen (lacht)

Ralf: Okay, ja, das heißt: spannendes neues Tool.

Moritz: Ich habe übrigens rausgefunden, wann BeReal nicht mehr attraktiv ist: Facebook war früher mal das, wo alle Jugendlichen in Deutschland unterwegs waren.

Ralf: Wahrscheinlich, wenn Mama und Papa bei BeReal sind.

Moritz: Ich glaube auch, sobald Mama und Papa die App BeReal benutzen, wird sie langweilig. Aber was soll?

Ralf: War das jetzt ein Wink mit dem Zaunpfahl? An alle Eltern?

Moritz: Genau, meldet euch da alle an! Ich habe mich da angemeldet, und dann wurde gesagt, willst du deine Kontakte nach Leuten untersuchen? Habe ich natürlich sofort gesagt, okay, mir egal, mir ist jede Datenschutzgrundverordnung egal. Da stand dann aber trotzdem, du hast keine Freunde.

Ralf: Das ist auch ein schöner Einstieg!

Moritz: Für Menschen über 40 ist es absolut unattraktiv, da kann man eigentlich nichts machen.

Ralf: Hast du gerade gesagt, dass dir die Datenschutzgrundverordnung egal ist?

Moritz: Ja, aber das ist bei mir genauso, genauso wahr, wie dir egal ist, dass Orang-Utans in irgendwelchen geheimen Laboren gequält werden.

Ralf: Alles klar! Dann haben wir es für heute.

Moritz: Nein, wir haben es noch lange nicht ohne die Frage "und sonst?" können wir nicht aufhören.

Ralf: Dann frage ich doch mal: und sonst?

Moritz: Ich habe dir folgendes zu erzählen, und zwar das Schulbarometer - das Deutsche Schulbarometer ist erschienen. Ich weiß nicht, ob du davon gehört hast. Das Schulbarometer ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage zur Situation der Schulen.

Ralf: Also die Großwetterlage sozusagen.

Moritz: Wenn man so will, genau! Befragt werden Lehrkräfte bundesweit und im Auftrag des der Robert Bosch Stiftung, und die Umfrage wurde im Juni 2023 durchgeführt. Die Ergebnisse sind Ende September veröffentlicht worden, und zwei Punkte sind mir aufgefallen. Der erste Punkt hat gar nicht so viel mit unserem Thema zu tun, aber das passte zu dem, was du mir neulich erzählt hast aus der Schule, wo du ja, wie war das da? Die Kinder sitzen im Gesicht zur Wand in einem Klassenraum irgendwie.

Ralf: Ich wurde gefragt, ob es eine besondere Sitzordnung geben sollte, so wie sie sonst auch sitzen. Ja, das wäre ein bisschen anders vielleicht, haben sie gesagt, die sitzen alle mit dem Gesicht zur Wand, und wir sind in diesem Klassenraum rein, und alle Tische standen wirklich an der Wand beziehungsweise am Fenster, und die saßen Rücken an Rücken zum Lehrer ...

Moritz: Weil wenn die sich in die Augen geguckt hätten, hätten die sich gleich umgebracht ...

Ralf: Das war so ein Argument. "Anders kann man mit denen im Moment nicht arbeiten."

Moritz: Ja, und das passt tatsächlich zu dem, was auch in der Studie rauskam. Die größte Herausforderung für Lehrkräfte sind demnach Verhaltensauffälligkeiten der Schülerinnen und Schüler. Das haben 34 Prozent der Befragten so gesagt, dass das die größte Herausforderung ist und dass es gegenüber April 2022 eine Zunahme. Da waren es nur 21 Prozent. Das heißt also, ein Drittel der Lehrkräfte sagt, Verhaltensauffälligkeiten sind die größte Herausforderung während des 2022, 21 Prozent waren 2022 Entschuldigung, und da muss man sagen, okay, da, zu der Zeit 2022, als sie befragt wurden, haben damals 38 Prozent nachvollziehbarerweise die Coronapandemie als größte Herausforderung angegeben, was jetzt nicht mehr existent ist. Von daher kann es natürlich auch sein, dass die Probleme nicht größer geworden sind, aber man jetzt eben nicht mehr die Coronapandemie hat und auf die Weise sensibilisierter darauf guckt.

Ralf: Vielleicht sind das auch Nachwirkungen.

Moritz: Vielleicht sind es auch Nachwirkungen. Das habe ich mir wirklich überlegt, dass dadurch, dass es in den Schulen während der Schulschließungen und auch in der Zeit danach viel weniger Sozialtraining und all das gab und man nicht mit vernünftigen Methoden arbeiten durfte, außer frontalen, lehrkräftezentrierten Scheiß Unterricht, dass die also, dass das vielleicht die Folge ist ...

Ralf: Das kann ich mir durchaus vorstellen. Die jetzt sieben Klassen und achten Klassen, die sind an die weiterführende Schule gekommen, und da gab es immer noch Abstandsregeln und so weiter, Masken. Es gab viel weniger Sozialtraining, viel, viele sind gar nicht auf Klassenfahrt gefahren.

Moritz: Eine Klassenfahrt ist so unfassbar wichtig für die Klassengemeinschaft. Von daher kann ich mir durchaus vorstellen, dass das nicht nur eine Wahrnehmung der Lehrkräfte ist, sondern ein echtes Problem und der indirekte Beweis dafür, dass soziales Lernen einfach unfassbar wichtig ist, weil wenn man es nicht macht, dann haben anschließend irgendwie 38 Prozent der Lehrkräfte ein Problem. Oder wie viele das waren.
Aber das eigentliche Thema, was für uns interessant sein könnte: Vielleicht noch auf, also in aller Kürze, jetzt am Ende unserer Sendung hier ...
Und zwar wurde herausgefunden, dass 79 Prozent der Lehrkräfte glauben, dass die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler nicht in der Lage ist, Informationen aus dem Internet zu hinterfragen. Also das heißt 79 Prozent glauben, dass die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler dazu nicht in der Lage ist. Das heißt ...

Ralf: Also im Sinne von Quellenkritik

Moritz: Ja oder überhaupt auf die Idee kommen, die, irgendwas zu hinterfragen, und wesentlich höher ist der Anteil an den Schulen, an denen die Mehrheit der Eltern Sozialhilfe oder Bürgergeld beziehen. Also das ist wahrscheinlich, sagen wir mal, die korrekte Formulierung für Brennpunktschulen, und da sind es tatsächlich 94 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer, die davon ausgehen, dass ein Großteil der Schülerinnen und Schüler das nicht kann, und da sehe ich tatsächlich dann im Prinzip auch unseren Auftrag, vielleicht auch viel mehr in den Workshops auch noch in dieser Thematik zu arbeiten, also in Richtung dieser Thematik zu arbeiten.

Ralf: Wobei die, die die Statistik sagt, ja nicht, dass es so ist, sondern dass die Lehrkräfte das Gefühl haben.

Moritz: Also, ich spontan habe ich jetzt einfach so angenommen, dass die Einschätzung der Lehrkräfte da richtig ist, also ich glaube zum Beispiel.

Ralf: Aus dem Bauch heraus würde ich schon sagen, dass das also diese Aussage, da habe ich ja bei YouTube gesehen und bei Tiktok das schon ist. Aber ich, ich erlebe aber auch viele Schüler, die da schon sehr reflektiert sind.

Moritz: Also, viele wäre ja möglich, die sagen ja nicht, dass es alle nicht sind. Vielleicht machen wir dazu eine Folge. In unserem Podcast. Schreib dir das mal auf!

Ralf: Das werde ich machen

Moritz: Als Idee für eine Folge zum Thema: Wie hinterfragen wir den Wahrheitsgehalt von Informationen im Internet. Und vielleicht ist es sogar so, dass das gar nicht und nur Schülerinnen und Schüler betrifft, sondern dass Erwachsene genauso wenig können. Von daher machen wir eine Folge zu.

Ralf: Ich habe es notiert. Auf jeden Fall.
Okay, jetzt war’s das, oder?

Moritz: Jetzt, jetzt darfst du uns verabschieden. Reif!

Ralf: Dann sagen wir wie immer vielen Dankfürs Zuhören. Wir freuen uns wie immer über Rückmeldung an podcast@smiley-ev.de und sagen "Tschüss"

Moritz: Bis zum nächsten Mal!


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