Deutschland vernetzt

StudiVZ wird 10 Jahre alt

Am 11.November 2005 ging StudiVZ an den Start. Wir blicken zurück auf zehn Jahre Internetgeschichte, den Einfluss auf den Alltag nicht nur von Studierenden und die Herausforderungen an die Medienerziehung zu dieser Zeit.

Schon Anfang der 2000er Jahre chatteten Jugendliche in Deutschland bei Knuddels.de. Instant Messenger wie ICQ und MSN gehörten ebenfalls schon vor über zehn Jahren zum medialen Alltag vieler Kinder und Jugendlicher. Soziale Netzwerke, wie wir sie heute kennen, machten zu dieser Zeit im deutschsprachigen Raum mit Stayfriends zaghafte Anfänge. Im Herbst 2005 startet StudiVZ ein Jahr später als das in Deutschland noch weitgehend unwichtige Facebook und schaffte, dank den für damalige Verhältnisse sehr internetaffinen Studierenden, den Durchbruch als damals erfolgreichstes soziales Netzwerk.



Doch nicht nur Studierende nutzten die Plattform zum Austausch: Immer mehr Kinder und Jugendliche, für die die geposteten Inhalte des StudiVZ nicht immer angemessen erschienen, waren ebenfalls angemeldet. Die Verherrlichung von Alkohol- oder Drogenkonsum, sexistische Seiten und vor allem auch nicht kindgerechte Gruppen sowie die Sorge, dass sich Kinder mit Erwachsenen verabreden, riefen den Jugendschutz auf den Plan. Der Wunsch Vieler war es, die Kinder aus dem StudiVZ herauszuhalten. Die Betreiber reagierten und starteten Anfang 2007 ein weiteres Netzwerk: das SchülerVZ.

wie im „echten“ Leben

In den VZ-Netzwerken wurde diskutiert, über Partys berichtet und Alltägliches geteilt. Schwierigkeiten hatten viele Schüler anfangs auch mit dem Begriff „soziales Netzwerk“, weil mit sozial nicht allgemein „soziale Beziehungen“ assoziiert wurden, sondern soziales Verhalten (wie man aus der Schule vom Sozialtraining kannte). Zitat eines Schülers: „Das SchülerVZ ist ein soziales Netzwerk, weil man da sozial miteinander umgeht“. In den Fokus der Pädagogik gerieten soziale Netzwerke aber eher nicht, weil man dort so „sozial“ miteinander umging, sondern auch Sicht vieler Erwachsener eher das Gegenteil der Fall war. „Cybermobbing“ in „Hassgruppen“ im SchülerVZ oder Fakeaccounts, mit denen unter anderem auch Lehrer verunglimpft wurden, stellte viele Schulen vor neue Herausforderungen. Nach und nach wurde klar: auch im Internet gelten Verhaltensregeln für das soziale Miteinander.

mit Daten Geld verdienen

Für Aufsehen sorgte bei vielen Nutzern der Kaufpreis für StudiVZ und SchülerVZ, den die Verlagsgruppe Holtzbrinck im Jahre 2007 bei der Übernahme zahlte: laut Spiegel Online 85 Millionen Euro für – ja, wofür eigentlich? Spätestens jetzt machten sich viele Nutzer und Beobachter Gedanken darüber, was sich mit einem sozialen Netzwerk verdienen lässt. Die Diskussion um Datenschutz bekam hier eine neue Dimension. Die Sensibilisierung für den Umgang mit Fotos und persönlichen Daten im StudiVZ etc. wurde zum Hauptgegenstand vieler Diskussionen.

Die Karawane zieht weiter

Neben dem SchülerVZ und StudiVZ spielte der Instant-Messenger ICQ eine große Rolle. Chatten per ICQ, Fotos teilen im VZ – so sah der Alltag bei Vielen in den Jahren 2008 und 2009 aus. Je nach Quelle nutzten 4 bis 6 Millionen Menschen tagtäglich allein das SchülerVZ. Es war weitgehend unvorstellbar, dass die Nutzung des Internets sich bald ändern würde – was dann allerdings doch schneller passierte als von vielen vorausgesagt wurde. Im April 2013 waren es plötzlich nur noch 200.000 aktive SchülerVZ-Nutzer. Viele Profile im StudiVZ wirkten verlassen und wurden von den Inhabern nicht weiter mit neuen Inhalten gespeist. Die Karawane ist weitergezogen. Facebook, mit dem hippen internationalen Touch, der komfortablen Chatfunktion und umfangreichen Veranstaltungsfunktionen und nicht zuletzt der sehr motivierenden „Gefällt mir“-Kultur war nun auch in Deutschland das, was eben noch ICQ und StudiVZ waren.

Mittlerweile ist für viele Kinder und Jugendliche aber auch das amerikanische Original schon wieder Geschichte geworden. Das bei Erwachsenen nach wie vor intensiv genutzte Facebook ist in vielen Fällen längst nicht mehr das soziale Netzwerk für die unter 18jährigen. Die junge Generation ist jetzt bei Instagram und Whatsapp zu finden. Allerdings hat der Facebook-Konzern hier im Gegensatz zu Holtzbrinck vorgesorgt und Instagram und Whatsapp rechtzeitig aufgekauft.

Die Generation StudiVZ

Im Gegensatz zum mittlerweile geschlossenen SchülerVZ existiert StudiVZ noch immer. Auch wenn es lange nicht mehr den Stellenwert hat, den es mal hatte, spielt das Netzwerk nach wie vor eine Rolle. Nicht nur das StudiVZ ist 10 Jahre alt, auch die Auseinandersetzung mit sozialen Netzwerken ist 10 Jahre alt geworden. Die erste Generation StudiVZ ist älter geworden und inzwischen auch als Lehrerinnen und Lehrer in den Schulen angekommen. Bspw. heißt es heute nicht selten in Lehrerfortbildungen bei Diskussionen zum Thema Jugendverhalten in sozialen Netzwerken: „Wisst ihr noch damals, als wir die Fotos von unseren Studentenpartys bei StudiVZ hochgeladen haben...“

Dieser Beitrag wurde am 11.11.2015 verfasst.



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