Liken, adden und posten – ist das Deutsch?
Verben wie „scannen“ oder „googeln“ sind mittlerweile in den offiziellen Sprachgebrauch ganz alltäglich aufgenommen worden. „Googeln“ ist seit 2004 im Duden zu finden, was einen sprachlichen Ritterschlag bedeutet (und ebenfalls einen riesigen Marketing Erolg für das Internet-Imperium Google). Wie sieht es aus mit „adden“, „posten“ und „liken“?
„Ich habe Max geaddet“ heißt so viel wie „ich habe Max meiner Kontaktliste hinzugefügt“.
„Ich habe etwas gepostet“ heißt so viel wie „ich habe etwas im Internet (in der Regel in einem sozialen Netzwerk) geschrieben, anderen zugänglich gemacht“.
„Ich habe Adidas geliket“ bedeutet, „ich habe auf der Facebook-Seite von Adidas den 'gefällt mir'-Button angeklickt“.
Ist adden, posten und liken Jugendsprache, Umgangssprache oder Fachchinesisch?
Die ursprünglich englischen Wörter, die grammatisch an das Deutsche angepasst werden, vereinfachen die Kommunikation, analog zu „googeln“. Es gibt keine verständliche deutsche Alternative. Wörter wie „etwas mögen“ oder „jemandem gefallen“ sind zu allgemein und enthalten keinen Hinweis darauf, dass der Sprecher nur über eine Funktion des Internets spricht und nicht über eine echte Vorliebe. Umschreibungen wie „Ich habe bei Adidas auf 'Gefällt mir' geklickt.“ sind schriftsprachlich vielleicht noch denkbar, wirken spätestens im mündlichen Sprachgebrauch aber zu abgehoben, lang und umständlich. Allerdings verstehen nicht alle Menschen die Sprache des Web 2.0.
Es ist festzustellen, dass Wörter wie „posten“ und eingeschränkt auch „adden“ nicht ausschließlich von Jugendlichen gebraucht werden, sondern von internetaffinen Menschen verschiedener Altersgruppen. Das Wort „liken“ ist sehr eng an facebook geknüpft. Ähnlich wie das Googeln bezieht sich der Ausdruck auf eine bestimmte Funktion des Angebots eines konkreten Unternehmens. Während aber Google ein Neologismus ist, ein frei erfundenes Wort, hat facebook mit dem like-Button ein Wort aus dem allgemeinen englischen Sprachgebrauch aufgegriffen und mit einer neuen Bedeutung besetzt. Auch im Deutschen ist das Liken das Tempo unter den Taschentüchern: Denn „liken“ gibt es bei youtube oder StudiVZ auch, die Funktion heißt da nur anders oder hat statt eines Namens nur einen grafischen „Daumen rauf“-Button (bzw. Schaltfläche).
Richtig wäre vielleicht „leiken“ und „edden“, aber ohne geht es wohl nicht mehr
Der Begriff "liken" bspw. hat im Deutschen keine verdrängende, sondern eine ergänzende Rolle. Es wird kein anderes Wort unmittelbar verdrängt. Vielleicht wird am Ende die Begriffe nach weiteren Rechtschreibreformen aus „liken“ dann „leiken“ und aus „adden“ die korrekte Schreibweise „edden“. Das wird sicher noch dauern. Aus dem alltäglichen Sprachgebrauch einem großen Teil der Deutschsprachigen sind die Begriffe allerdings schon jetzt nicht mehr wegzudenken.
· Wie wird liken, adden und posten konjugiert?
Adrian Jagusch ist 17 Jahre alt und derzeit Abiturient und u.a. Übungsleiter bei smiley e.V.. Stefan Helge Kern ist Deutschlehrer.
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